Stuttgart - Der VfB Stuttgart ohne Stefan Heim und Jochen Röttgermann? Kaum vorstellbar für all jene, die den Fußball-Bundesligisten nur aus den vergangenen Jahren kennen. Das Vorstandsduo war eine der Konstanten bei den Weiß-Roten. Für die einen war das positiv – da in stets unruhigen Zeiten zumindest hier personelle Kontinuität herrschte. Für die anderen sind die beiden eben auch Gesichter des sportlichen Niedergangs im vergangenen Jahrzehnt – die auch wirklich jede Krise anscheinend unbeschadet überstanden haben. So oder so – diese Ära ist nun vorüber.
Heim und Röttgermann sind die Ersten, die in der Aufarbeitung der Datenaffäre die Konsequenzen zu spüren bekommen haben. Da man davon ausgehen muss, dass sich der Aufsichtsrat der VfB AG nicht auf Basis einer dünnen Beweislage zu deren Abberufung durchrang, haben die Ermittlungen in der Datenaffäre wohl deutlich Belastendes gegen das Duo zum Vorschein gebracht. Sogar einstimmig fiel das Votum im Kontrollgremium der AG aus, was mit Blick auf die vergangenen Wochen wie ein Wunder erscheint – aber die offensichtliche Alternativlosigkeit des Schrittes unterstreicht.
Erfolg für Claus Vogt
Klar ist damit auch: Das Drängen auf eine unabhängige sowie lücken- und schonungslose Aufklärung der mutmaßlichen Weitergabe von Mitgliederdaten, für das vor allem Präsident Claus Vogt steht, war ebenso ohne Alternative. Der Clubchef darf die Zäsur in der AG-Führung vom Samstagnachmittag als Erfolg verbuchen.
Lesen Sie hier: Die Stimmen zum 1:1 gegen Hertha BSC
Wie es aussieht, sind die Ermittlungsergebnisse und deren juristische Bewertung derart klar, dass der VfB nun zum Neuanfang gezwungen ist. Die Abberufung von gleich zwei von drei Vorständen wird nur der erste Schritt sein, weitere personelle Konsequenzen hat der Aufsichtsrat der AG bereits angekündigt. Vollzogen werden sie vom Vorstandsvorsitzenden. In der Pflicht sind aber auch die Gremien des Vereins, nun klar, konsequent und transparent zu agieren.
Hitzlsperger muss einen neuen VfB bauen
Vor allem an Thomas Hitzlsperger ist es nun, zumindest im AG-Bereich, einen neuen VfB zu bauen. Sportlich ist ihm das, Stand heute, gelungen. Die Herausforderung, den Club auf anderer Ebene weiter umzustrukturieren, ist eher noch größer. Klar ist: Funktionieren kann das nur ohne Altlasten. Und mit einem starken Partner auf der Seite des eingetragenen Vereins. Wer dieser sein wird, ist eine der weiteren Fragen, auf die der VfB schnell eine Antwort finden muss. Wird Claus Vogt – mit dem Rückenwind der Entscheidungen vom Samstag – nun doch noch für eine mögliche Wiederwahl nominiert?
Lesen Sie hier: Alles zum VfB in unserem Newsblog
Die ersten Konsequenzen sind gezogen, die Aufarbeitung der Datenaffäre und des Führungschaos der vergangenen Wochen ist aber noch nicht vorüber. Die Chance auf ein zügiges Ende scheint nun aber erstmals seit langem gegeben.