Lukas Werling und Felix Lauck haben die Firma ISP-Tech gegründet und wollen in Ludwigsburg „grüne“ Antriebstechnik für Satelliten produzieren. Foto: Frederik Herrmann
Lukas Werling und Felix Lauck wollen in Ludwigsburg einen grünen Satellitenantrieb produzieren. Die Raumfahrt kann auch Fachkräften aus der Automobilbranche eine Perspektive bieten.
Wenn Lukas Werling und Felix Lauck darüber sprechen, dass in einigen Jahren die ersten Menschen zum Mars fliegen sollen, auf dem Mond wahrscheinlich bald eine Raumstation entstehen wird und Rohstoffe von Asteroiden abgebaut werden sollen, klingt das ziemlich nach Science-Fiction. Doch die beiden Wissenschaftler sind sich sicher: „Das könnte bald Realität werden.“ Zumindest wird an solchen Szenarien bereits mit Hochdruck geforscht.
Und sie müssen es schließlich wissen. Denn sie haben viele Jahre am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Lampoldshausen im Landkreis Heilbronn gearbeitet und dort einen „grünen“ Antrieb für Satelliten entwickelt, mit dem diese sich im Weltraum bewegen können. „In Lampoldshausen kann man gut Raketentriebwerke testen, denn die Gegend ist ziemlich abgelegen“, sagt Felix Lauck. Produzieren wollen sie mit ihrem Unternehmen ISP-Tech aber künftig in Ludwigsburg.
Neue Perspektiven für Fachkräfte aus der Automobilbranche?
Der Standort sei ideal, erklären die Gründer. Denn es gebe viele Fachkräfte im Kreis und auch wichtige Zulieferer seien in der Nähe. Die Raumfahrt könne so auch eine neue Perspektive für Fachkräfte aus der schwächelnden Automobilbranche bieten. In den kommenden Monaten wollen die beiden Unternehmer rund 40 Mitarbeitende einstellen, darunter Mechaniker, IT-Fachkräfte, aber auch Verwaltungspersonal.
Noch ist die Produktionshalle im Industriezentrum in Ludwigsburg (LIZ) an der Schwieberdinger Straße leer. Hier sollen aber schon bald die umweltfreundlichen Antriebe für Satelliten produziert werden. Diese sorgen dafür, dass sich Satelliten im All bewegen und ausrichten können.
Grüner Treibstoff für die Raumfahrt aus Ludwigsburg
Die Lösung der beiden Forscher: ein deutlich sichererer, „grüner“ Antrieb, der umweltverträglicher ist. „Die laufen quasi mit einem grünem Raumfahrtbenzin“, erklärt Lauck.
Die Antriebe von ISP-Tech passen in die Hand, im Weltraum können sie aber Satelliten bewegen und steuern. Foto: Frederik Herrmann
Deutschland hat die Raumfahrt lange vernachlässigt
Die Technologie sei sehr gefragt. Und auch Deutschland erkenne langsam das Potenzial der Raumfahrt. „Endlich bekommt die Raumfahrt die Aufmerksamkeit, die sie verdient“, sagen Werling und Lauck. Statt wie bisher beim Bundeswirtschaftsministerium angesiedelt zu sein, bekommt das Thema in der neuen Bundesregierung ein eigenes Ministerium. Die beiden Gründer hoffen, dass damit auch die Fördergelder wieder steigen, die in den vergangenen Jahren zurückgegangen sind.
Lange Zeit wurden deutsche Raumfahrtprojekte belächelt. So wurde das bayrische Raumfahrtprogramm „Bavaria One“ von Markus Söder verspottet und als größenwahnsinnig abgetan. Dabei investieren andere Länder wie China oder Indien bereits Milliarden in die Branche und verkünden immer wieder Erfolge. Wie etwa Indien, das noch in diesem Jahr eine bemannte Raumfahrtmission plant.
Dabei können die Ambitionen berechtigt sein. Denn es ergeben sich immer mehr Anwendungsfelder für die Raumfahrt. So nutzt die Biomedizin die Schwerelosigkeit zur Krebsforschung, Satelliten helfen bei der Früherkennung von Waldbränden oder bei der Überwachung landwirtschaftlicher Flächen.
Auch ist die Raumfahrt längst Teil der kritischen Infrastruktur – das heißt, sie ist für wesentliche Bereiche unseres Lebens wie Kommunikation und Informationsübertragung verantwortlich. Ohne sie gäbe es keine Navigation, kein Internet, keine Wettervorhersagen. „Wenn du auf Google Maps einen Ort suchst, nutzt du Satellitentechnologie“, erklärt Werling.
Weltraumflug von Jeff Bezos: „Wir hätten Ja gesagt“
Auch Raumfahrttourismus, wie ihn die Tech-Milliardäre Elon Musk und Jeff Bezos betreiben, wird in Zukunft eine große Rolle spielen, davon sind die beiden Forscher überzeugt. Noch sei das allerdings eher eine Spielerei sehr reicher Menschen, wie der medienwirksame Flug ins All von Pop-Sängerin Katy Perry vor wenigen Wochen zeigt. Der Amazon-Gründer Jeff Bezos hatte ihr den Flug finanziert, um sein Raumfahrtunternehmen Blue Origin bekannter zu machen.
Hätte er die beiden Unternehmer gefragt, hätten auch sie zugesagt – „aber nur aus Forschungsgründen“, sagt Lauck. Ihre Antriebe sollen dagegen schon bald im Weltraum zum Einsatz kommen: Für das kommende Jahr sind drei Weltraummissionen mit ihrem Antriebssystem geplant.
Der eine liebt Star Wars, der andere begeistert sich für Star Trek
Das Weltall fasziniert die beiden schon seit ihrer Kindheit. Lukas Werling hat bereits als Junge alle Science-Fiction-Romane seines Vaters verschlungen. „Es gibt Kinderbilder von mir, auf denen ich Lego-Raketen zusammenbaue“, erzählt er. Für ihn ist das Weltall wie ein unerschlossenes Land. Er vergleicht seine Leidenschaft mit Seefahrern wie Kolumbus, die sich mit ihren Booten in unbekannte Gewässer vorgewagt und neue Welten entdeckt haben.
Auch Felix Lauck teilt diese Faszination – allerdings mit einem Unterschied: Werling liebt den Science-Fiction-Klassiker Star Wars, Lauck kann mit den Filmen dagegen wenig anfangen. Er begeistert sich vielmehr für Star Trek.
ISP-Tech hat in Ludwigsburg einen zweiten Standort
Raumfahrtunternehmen Die Forscher Lukas Werling und Felix Lauck haben das Unternehmen ISP-Tech im Sommer 2023 gegründet. Im Januar 2025 siedelten sie sich in Ludwigsburg an. Das Unternehmen hat damit neben Lampoldshausen einen zweiten Standort.
Am DLR kennengelernt Lukas Werling hat in Stuttgart zu Luft- und Raumfahrttechnik promoviert und währenddessen am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Lampoldshausen gearbeitet. Dort hat er auch Felix Lauck bei seiner Masterarbeit betreut, der später ebenfalls promovierte.