Erster bestätigter Fall Coronavirus erreicht den Rems-Murr-Kreis

Ein 44-jähriger Mann ist an Covid-19 erkrankt. Das Schulzentrum Rudersberg bleibt deswegen am Mittwoch geschlossen. Was das Landratsamt tut, um einen Ansturm auf Krankenhäuser und Praxen zu vermeiden:
Rems-Murr-Kreis - Im Rems-Murr-Kreis ist der erste bestätigte Fall von Coronavirus aufgetreten. Wie das Landratsamt am Dienstag mitteilte, handelt es sich bei dem Erkrankten um einen 44 Jahre alten Mann aus Rudersberg. Nach leichten Symptomen sei ihm von einem Hausarzt ein Abstrich genommen worden, ein Test auf den Erreger Covid-19 fiel positiv aus. Der Mann hat eine Vorerkrankung und ist nun stationär aufgenommen worden. Sein Gesundheitszustand sei stabil, so das Amt. Derzeit wird ermittelt, wie genau er sich anstecken konnte. Da die Kinder des 44-Jährigen das Schulzentrum in Rudersberg besuchen, wird dieses am Mittwoch geschlossen bleiben. Das Gesundheitsamt prüft jetzt, ob weitere Vorsichtsmaßnahmen nötig sind.
So rüstet sich das Landratsamt gegen das Coronavirus:
Da der Mann womöglich nicht der einzige Infizierte im Landkreis bleibt, rüstet sich das Landratsamt im Kampf gegen das Virus. Die Behörde will verhindern, dass potenziell Erkrankte oder ihre Kontaktpersonen nun in Krankenhäuser und Praxen strömen, um sich testen zu lassen, und dort in Kontakt mit anderen kommen, die sie anstecken könnten.
Dafür geht das Amt mehrere Wege: Für ideal hält es einen flächendeckenden Hausbesuchsdienst. Dieser könnte bei den betroffenen Personen Abstriche nehmen. Jedoch wird der Notdienst der Kassenärztlichen Vereinigung dies kaum stemmen können. „Zudem besteht bereits jetzt ein erheblicher Mangel insbesondere an Atemmasken, die fast vollständig ausverkauft sind“, so der Landrat Richard Sigel.
Zusammen mit seinen Amtskollegen in Göppingen, Esslingen und Ludwigsburg hat er den Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) um Hilfe gebeten. Konkret wünschen sich die Kreishäuser eine „personelle Aufstockung des ärztlichen KV-Notdienstes und dessen zentrale Ausstattung mit Schutzausrüstung“. Wie genau vor allem ersteres aussehen könnte, lassen sie offen. Da diese Art von Hilfe aber sicher nicht kurzfristig kommen wird, bereitet sich das Landratsamt zudem darauf vor, eine zentrale Anlaufstelle für Verdachtsfälle einzurichten. Diese soll in den kommenden Tagen den Betrieb aufnehmen.
In Remshalden ist der für diesen Mittwoch geplante Fair-Play-Völkerball-Cup, eine Sportveranstaltung der evangelischen Gesellschaft (Eva) Stuttgart für rund 70 Grundschulkinder, abgesagt worden. Begründet wurde dies vom Veranstalter damit, dass der DRK-Ortsverein Remshalden, der vor Ort Sanitäter bereitstellen sollte, seine Teilnahme wegen des Coronavirus abgesagt habe. Das DRK bedauerte in einer Stellungnahme die Absage des Turniers, die überrascht habe. Denn die Veranstaltung habe in der Vergangenheit dank Ersthelfern aus der Lehrerschaft schon ohne DRK-Sanitäter stattgefunden.
Oberste Priorität habe für das DRK derzeit die Sicherstellung der Einsatzbereitschaft der Ehrenamtlichen, betonte der Kreisgeschäftsführer Sven Knödler: „Sollte es zu einer Ausbreitung des Virus kommen, müssen wir vollständig einsatzbereit und handlungsfähig sein.“
Das Landratsamt Rems-Murr hatte schon vor Bekanntwerden des ersten Covid-19-Falles eine Infokampagne gestartet. Für Privatleute und Firmen stellt die Behörde auf ihrer Internetpräsenz Informationen zur Verfügung. Diese werden laufend aktualisiert. Dort steht zum Beispiel, dass das Robert-Koch-Institut (RKI) das Erkrankungsrisiko für die Bevölkerung in Deutschland „als mäßig“ einstuft.
RKI: Kein erhöhtes Risiko für Kinder und Schwangere
Die Seite verweist auch auf die Homepage des RKI, aus der hervorgeht, dass die Krankheit meistens milde verläuft. In den bisher bekannten Fällen von schweren Krankheitsverläufen in China seien vor allem Senioren mit Vorerkrankungen betroffen gewesen. Kinder und Schwangere hätten dagegen kein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.
Dennoch rät das Gesundheitsamt zum Beispiel Unternehmen, keine Reisen in Corona-Risikogebiete zu unternehmen. Mitarbeitern, die in den vergangenen 14 Tagen in einem Risikogebiet waren, wird empfohlen, bis auf Weiteres von zuhause aus zu arbeiten – auch dann, wenn sie keine Symptome feststellen.
Ähnliches gilt für Schul- und Kindergartenkinder, die sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben. Wer von den Betroffenen zudem Symptome wie Fieber, Muskelschmerzen, Husten, Schnupfen oder Durchfall feststellt, wird gebeten, sich umgehend telefonisch bei seinem Hausarzt oder dem Kassenärztlichen Notdienst (116 117) zu melden. Sollten Bürger in den vergangenen 14 Tagen Kontakt zu einem an Covid-19-Erkrankten gehabt haben, müssen sie umgehend das Gesundheitsamt (0 71 51/5 01 16 08) informieren.
Gesundheitsämter haben Hotlines zum Corona-Virus eingerichtet
Außerdem ist eine Telefonhotline eingerichtet worden. Das Gesundheitsamt beantwortet unter der Telefonnummer 0 71 51/5 01 30 00 werktags zwischen 8 und 17 Uhr Fragen. „Sollte sich die Lage zuspitzen, wird die Erreichbarkeit ausgeweitet“, heißt es vonseiten des Landratsamts.
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