Ab sofort bieten fünf Händler jeden Donnerstag von 8 bis 13 Uhr ihre Waren auf dem Parkplatz vor dem Waldheim Sonnenwinkel feil.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Dachswald - Für Werner Häfele war es ein Novum. Der Metzgermeister und seine Frau waren am Donnerstagmorgen das erste Mal auf einem Wochenmarkt. Seit 25 Jahren verkauft Häfele Fleisch- und Wurstwaren. Der Betrieb hat mehrere mobile Verkaufsstände und ist auf vielen Märkten in Stuttgart präsent, doch noch nie hat das Ehepaar selbst auf einem Markt seine Waren feilgeboten.

 

Auch für die Menschen im Dachswald war es ein Novum – und ein wichtiger Tag. Denn es war der erste Markttag im Dachswald überhaupt. „Nun ist es ihre Aufgabe als Bürger, das Angebot auch zu nutzen“, sagte Sigrid Beckmann bei der offiziellen Eröffnung am Donnerstagmorgen. Drei Jahre lang hatte sich die Vorsitzende des Bürgervereins regelrecht dafür verkämpft, dass es in dem Stadtteil wieder eine Nahversorgung gibt. Lange Zeit hatte es einen Laden am Knappenweg 53/55 gegeben, bis der Eigentümer verstarb und das Grundstück an einen Investor verkauft wurde. Beckmann brachte das Thema bei den Stadträten auf den Tisch. „Doch mal eben das Baurecht zu ändern, ging in diesem Fall nicht“, sagte Beckmann. Denn der Investor wäre bereit gewesen, zusätzlich eine Ladenfläche zu bauen, aber nicht auf Kosten seines Gewinns. Letztlich waren die Pläne, die er der Stadt vorlegte, mit dem Baurecht nicht zu vereinbaren.

Ein neuer Laden hat sich nicht realisieren lassen

Ein neuer Laden wäre freilich die bevorzugte Lösung gewesen. „Wir haben lange nach einem anderen Standort für einen neuen Laden gesucht – allerdings ohne Erfolg“, sagte der Stadtteilmanager Torsten von Appen. Dann sei die Idee aufgekommen, einen Lieferservice ins Leben zu rufen. „Das hätte sich aber wohl nicht gerechnet“, sagt von Appen. Der Bürgerverein Dachswald sei aber hinterher gewesen, dass trotz allem die Nahversorgung wieder sichergestellt wird. Der Platz vor dem Waldheim Sonnenwinkel schien für einen Markt geeignet. Die Fläche gehört der Kirche. Im Mai gab es die ersten Gespräche mit der Gemeinde. „Vier Monate später können wir diesen Markt nun eröffnen“, sagte von Appen. Doch auch er appellierte an die Bürger, das Angebot nun auch anzunehmen. „Wir haben es an anderer Stelle schon erlebt, dass wir Märkte wieder schließen musten, weil die Umsätze nicht stimmten“, sagte von Appen.

Der Vaihinger Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt sprach von einer „fantastischen Lösung“. Und auch die Pfarrerin Mirja Küenzlen zeigte sich „beeindruckt von dem, was hier gemanagt und gestaltet wurde“. Auf einem Markt gehe es nicht nur um das tägliche Brot, sondern auch darum, dass sich die Bürger treffen und austauschen. „Ich wünsche ihnen viele gute und nahrhafte Gespräche“, sagte Küenzlen.

Der Markt ist für die Bürger wichtig

„Der Markt ist für uns sehr wichtig“, sagte Isolde Karpenstein. Sie überreichte Beckmann eine Orchidee zum Dank für ihr Engagement. „Es ist traurig, dass die Stadt für einen neuen Laden kein Geld hatte. Doch nun haben wir wenigstens einen schönen Markt. Wir sind stolz auf Frau Beckmann, dass sie sich so für uns eingesetzt hat“, sagte die Bürgerin.

Die Händler sind ab sofort jeden Donnerstag von 8 bis 13 Uhr auf dem Parkplatz an der Barchetstraße. Im Angebot sind neben Fleisch und Wurst auch Obst und Gemüse, Backwaren, Eier und Nudeln sowie ausländische Spezialitäten.