Der ehemalige Bundesverkehrsminister Günther Krause zieht als erster Politiker ins RTL-Dschungelcamp ein. Aber warum eigentlich?

Stuttgart - Historische Größe trifft auf historische TV-Entscheidung: Einst unterschrieb Günther Krause als Chef-Unterhändler der DDR den Vertrag zur deutschen Wiedervereinigung. Jetzt zieht der ehemalige Bundesverkehrsminister als erster Politiker ins RTL-Dschungelcamp ein. Die nahe liegende Frage: Warum eigentlich? „Ich gehe ins Camp, weil ich einiges zu erzählen und klarzustellen habe“, sagt Krause vor Beginn des Unterhaltungsformats.

 

Aufzuklären gäbe es tatsächlich ein paar Dinge in der öffentlichen Vita des heute 66-Jährigen. Schon während seiner Zeit als aktiver CDU-Mann stand der Name Krause für eine lange Liste an Staatsaffären. Seinen Umzug vom ehemaligen Dienstsitz im Osten Berlins zum Beispiel ließ er sich vom Staat finanzieren. Beim Bau der neuen Autobahn A20 soll er ungerechtfertigterweise eine Firma bevorzugt haben. Zurück trat er letztlich, nachdem er unbefugt Lohnkosten für seine Putzfrau vom Arbeitsamt erhalten hatte. Heute bezeichnet er die sogenannte „Putzfrauen-Affäre“ jedoch als „klassische Fake-News.“ Es habe sie nie gegeben.

Günther Krause wurde mehrfach verurteilt

Nach seinem Ausscheiden aus der Politik wurde Günther Krause dann als Unternehmer aktiv. Auch hier fiel er vor allem durch eine Reihe zweifelhafter Machenschaften auf. 2018 landete er zuletzt wegen Insolvenzverschleppung sowie dem Vorenthalten und der Veruntreuung von Arbeitsentgelt vor Gericht. Seinen Gläubigern schuldete er damals rund 900.000 Euro. 2009 wurde er wegen ähnlicher Delikte schon einmal zu 14 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Seit 2017 hat Günther Krause ein neues Projekt: Diesmal versucht er sich als wissenschaftlicher Berater eines Unternehmens für Neutrino-Energie, einer Methode, die elektrisch neutrale Elementarteilchen zur Energiegewinnung nutzen will. Wissenschaftliche Experten beurteilen das Vorgehen weitgehend kritisch. „Ich weiß, dass 95 Prozent der Physiker das für Unfug halten“, räumte auch Krause 2018 gegenüber dem Tagesspiegel ein.

Das Dschungelcamp als Gesprächsplattform

Seine Zeit im Dschungelcamp will Krause nun dennoch dafür nutzen, die Neutrino-Voltaik an den Mann zu bringen. Er wolle gezielt darüber sprechen, wie man das Klima wirklich verändern könne, sagt er vor Beginn der Show. Ein Unterhaltungsformat als Plattform für energiepolitische Debatten – kann das funktionieren? Günther Krause auf jeden Fall ist überzeugt. Ob ihm gänzlich klar ist, worauf er sich mit seiner Teilnahme im Kakerlaken-und-Känguruhoden-Camp eingelassen hat, bleibt jedoch fraglich. „Ich erwarte verschärftes Camping“, sagt er vor Beginn der Show. Verfolgt habe er das RTL-Dschungelcamp bisher jedoch nicht.

Angela Merkel, die Krause seit rund 30 Jahren kennt, dulde seine Teilnahme. „Und das ist kein Missfallen“, so Krause. Die Kanzlerin selbst wäre seiner Ansicht nach ebenfalls dschungeltauglich: „Sie ist jemand, der weder Luxus braucht, noch große Forderungen hat und mit dem einfachen Leben gut klarkommt.“

Der Rest der CDU beurteilt den Einzug ihres ehemaligen Ministers in Dschungelcamp kritischer. Viele Parteimitglieder seien dagegen, weil das Format als anrüchig gelte, sagt Krause und fügt hinzu: „Aber die Mehrheit der CDU denkt sowieso, der Krause ist ein Verrückter, jetzt macht er auch noch das.“