Unter Jürgen Hartmann haben die Stuttgarter Kickers beim 3:0 gegen Regensburg den ersten Saisonsieg in der dritten Liga gefeiert. Wird aus der Übergangslösung nun eine Dauerlösung auf dem Trainerposten?

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Nach dem dritten Treffer erlaubte sich Jürgen Hartmann an der Außenlinie doch einen kleinen Gefühlsausbruch. Die Faust ging ruckartig in die Höhe – zum Zeichen: geschafft! 3:0 gewonnen, der erste Saisonsieg unter Dach und Fach nach neun Spielen, ein Einstand nach Maß für den 50-jährigen Coach. Über dessen Arbeitsplatzbeschreibung beim Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers noch ein wenig gerätselt werden darf.

 

Übergangs- oder Dauerlösung? Das ist die Frage, die sich nach diesem Auftritt erst einmal von alleine beantwortete. Zumindest für das Präsidiumsmitglied Guido Buchwald, das für den Bereich Sport zuständig ist. „Für mich bleibt er Trainer – aber ich weiß nicht, ob es im Verein andere Strömungen gibt“, fügte er vielsagend hinzu.

Auf die Spieler konnte das nicht gemünzt sein. „Warum sollten wir nicht mit ihm weitermachen?“, fragt der Kapitän Enzo Marchese. „Wir haben gut mit ihm gearbeitet.“ Vergangene Woche, als der neue Coach speziell spielerische Formen hat üben lassen. Mit Erfolg. Nach anfänglichen Problemen gegen spiel-, aber nicht kampfstarke Regensburger setzte sich das Offensivkonzept der Kickers mit zeitweise drei Spitzen durch. „Langholz“, wie unter dem Vorgänger Massimo Morales noch häufig praktiziert, „war nur eine Notlösung“, so Marchese. Also wurden alle drei Treffer rausgespielt. Der letzte durch eine feine Einzelleistung des eingewechselten Fabio Leutenecker, der strahlte: „Solche Tage könnte es öfter geben.“

Wer weiß? Die Mannschaft jedenfalls hat vor 3200 Zuschauern bewiesen, dass sie in der Liga mithalten kann, so dass Buchwald seine Vorgabe – Platz acht bis 14 – untermauerte. „Es ist ja nicht nur das Ergebnis, sondern die Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben.“ Mehr Kurzpässe, frühes Attackieren – das war etwas in Vergessenheit geraten. „Damit waren wir ja schon in der Regionalliga erfolgreich und sind aufgestiegen“, verweist Marchese auf alte Zeiten. Und nicht zu vergessen: „Der Trainer weiß, wie wir ticken“ – nachdem Hartmann seit knapp einem Jahr als Assistent unter verschieden Chefs tätig gewesen ist. Der auch den Dialog sucht. „Das ist mit der Mannschaft abgesprochen.“

Also alles richtig gemacht? Fast jedenfalls. Auch Hartmann ist nicht verborgen geblieben, dass noch nicht alles ganz rundlief. Das traf speziell auf Nick Fennell zu, der zum einen lange verletzt war und zum anderen diesmal im defensiven Mittelfeld neben Sandrino Braun auflief. Hartmann: „Es war nicht einfach für ihn.“

Immerhin verloren die Kickers auch nicht die Geduld, als nicht gleich alles auf Anhieb klappte. Da scheint Hartmanns Einstellung auf die Mannschaft abzufärben. „Es geht alles sehr ruhig und sachlich zu“, sagt Leutenecker, zielgerichtet eben. „Das kommt bei den Spielern gut an.“

Noch ist der Verein auf einem Abstiegsplatz – und Hartmann „nur“ Interimstrainer. So stand’s auf dem Tischkärtchen in der Pressekonferenz. „Und solange das draufsteht, schaue ich nur von Tag zu Tag“, sagt Hartmann. Zumindest bis Samstag in Chemnitz wird sich daran nichts ändern.