Die Schulwegunfälle in Stuttgart sind rückläufig, dafür nehmen die Konflikte durch Elterntaxis zu. An der Rappachschule in Giebel haben ADAC und Polizei mit den künftigen Erstklässlern das richtige Verhalten im Verkehr trainiert – und dass Füße zum Gehen da sind.

Stuttgart - Ein Kleinwagen kommt auf den Schulhof der Rappachschule gerast, macht auf ein Zeichen hin eine Blockierbremsung, es quietscht, die Fuhre rutscht, kommt nach einigen Metern zum Stehen – „oh“, rufen die Kinder erschrocken. Hautnah zu erleben, wie gefährlich so ein Auto sein kann, mit all seiner Wucht, auch das gehört zum Aktionstag Sicherer Schulweg, zu dem die Polizei und der ADAC die angehenden Abc-Schützen am Dienstag nach Stuttgart-Giebel eingeladen haben.

 

Das, sagt später der sechsjährige Tamino, habe ihm an der ganzen Aktion am besten gefallen. Zuvor hatten die künftigen Erstklässler selber ausprobieren dürfen, wie schnell sie rennen können und wie lang sie brauchen, um anzuhalten – es hat ihnen sogar sichtlich Spaß gemacht. Aber sie wissen nun auch, auf was sie sonst noch alles achten müssen, wenn sie von kommender Woche an zu Fuß auf dem Schulweg unterwegs sind. Ja, wenn.

In der schmalen Sackgasse vor der Schule wird wild rangiert, die Feuergasse ist zugeparkt

Denn immer mehr Mütter und Väter liefern ihr Kind quasi bettwarm an. Rektor Stephan Haag berichtet: „Es kam immer wieder zu Konflikten durch Eltern, die ihr Kind mit dem Auto zur Schule bringen.“ Oft werde in der schmalen Sackgasse wild rangiert, seien Feuergasse und Zufahrt zu den Lehrerparkplätzen zugeparkt. Anwohner seien nicht mehr aus ihrer Garage gekommen. Haags Appell: die Eltern mögen doch ihre Kinder zur Selbstständigkeit erziehen. In seiner Not hat Haag jetzt in einem Deal mit dem TSV Weilimdorf vereinbart, dass die Eltern dessen Parkplatz benutzen dürfen und die Kinder die restlichen fünf Minuten zu Fuß zurücklegen.

Dieter Roßkopf, Vorstand des ADAC Württemberg, berichtet, die Schulwegunfälle und die selbstständige Mobilität von Kinder auf dem Schulweg seien rückläufig, aber ein neues Unfallrisiko sei die Ablenkung durch Smartphones und Kopfhörer. Er appelliert an die Eltern: „Wenn Sie Ihr Kind wirklich gern haben, üben Sie mit ihm den Schulweg.“ Das unterstrich auch Ordnungsbürgermeister Martin Schairer und verwies auf Kinder-Fußgängerführerschein und Schulwegpläne. Laut Polizei gab es in Stuttgart 2016 insgesamt 19 Schulwegunfälle (2015: 25), allerdings sei mehr als die Hälfte von Kindern verursacht worden. Mit flächendeckenden Schulwegtrainings versuche man gegenzusteuern.