Giftspritze USA richten erstmals seit 67 Jahren Frau auf Bundesebene hin

In den USA wurde erstmals seit 67 Jahren auf Bundesebene eine Frau hingerichtet. Kurz vor der Ablösung lässt die Trump-Regierung die 52-jährige Lisa Montgomery durch eine Giftspritze töten.
Washington - Die Regierung des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump hat kurz vor dessen Ablösung eine wegen Mordes verurteilte Frau hinrichten lassen.
Die 52-jährige Lisa Montgomery starb in der Nacht zum Mittwoch durch eine Giftspritze im Gefängnis in Terre Haute im US-Bundesstaat Indiana, wie die "New York Times" und andere Medien unter Berufung auf die zuständige Behörde berichteten. Dies sei die erste Hinrichtung einer nach Bundesrecht verurteilten Straftäterin seit 1953. Stunden zuvor hatte der Oberste Gerichtshof mit zwei Entscheidungen den Weg für die Exekution frei gemacht.
Montgomery war im Jahr 2007 des Mordes sowie Kidnappings schuldig gesprochen worden, nachdem sie eine schwangere Frau getötet und ihr das Baby aus dem Bauch geschnitten hatte. Für die Tat, die über die USA hinaus Abscheu und Entsetzen ausgelöst hatte, wurde sie später zum Tode verurteilt.
Im Jahr 2004 hatte Montgomery die damals 23-jährige Bobbie Jo Stinnett im Internet kennengelernt. Sie besuchte ihr Opfer zu Hause in Skidmore (Missouri) unter dem Vorwand, einen Hund von ihr kaufen zu wollen. Stinnett wurde erwürgt und mit aufgeschnittenem Unterleib aufgefunden. Nach einer US-weiten Suche spürte die Polizei Tage später die Täterin im Nachbarstaat Kansas auf. Das Kind hatte sie bei sich. Freunden und Bekannten erzählte sie, es sei die eigene Tochter. Das Mädchen überlebte die Tat und wuchs beim Vater auf.
Die US-Regierung von Präsident Donald Trump hatte die Vollstreckung von Todesurteilen im vergangenen Jahr nach einem gewonnenen Rechtsstreit wieder aufgenommen. Während viele US-Bundesstaaten die Todesstrafe vollstrecken, hatte es zuvor auf Bundesebene seit 2003 keine Hinrichtung mehr gegeben. Medienberichten zufolge hat die Regierung seither zehn Straftäter hinrichten lassen.
Ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell sagte am Mittwoch, man bedaure die Hinrichtung zutiefst. Die EU sei unter allen Umständen entschieden gegen die Todesstrafe. Diese sei mit der menschlichen Würde und dem Recht auf Leben unvereinbar, unmenschlich, erniedrigend und habe eine keine abschreckende Wirkung. Zugleich betonte der Sprecher, die EU sei entschieden für eine effektive Strafverfolgung. Er rief die US-Regierung auf, bis zur Amtsübergabe keine weiteren Todesurteile auf Bundesebene zu vollstrecken.
Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung Bärbel Kofler hatte die US-Regierung vergeblich aufgerufen, von der Hinrichtung abzusehen. Ein US-Gericht habe Lisa Montgomery mehrfache psychische Erkrankungen attestiert, erklärte Kofler. "Sie war seit früher Kindheit häuslicher und sexueller Gewalt ausgesetzt."
Bis zur Amtsübernahme des siegreichen Trump-Herausforderers Joe Biden am 20. Januar will die US-Regierung nach Angaben des Death Penalty Information Centers noch zwei weitere Todesurteile vollstrecken. Der künftige Präsident Biden - ein Demokrat - hat sich für die Abschaffung der Todesstrafe auf Bundesebene ausgesprochen. Der Republikaner Trump ist ein Befürworter der Todesstrafe.
© dpa-infocom, dpa:210113-99-06222/4
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