Der Kabeljau ist ein wohlschmeckender, wirtschaftlich sehr bedeutsamer Meeresfisch. In den Gewässern um Island und Norwegen werden nach Angaben des für Polar- und Meeresforschung zuständigen Alfred-Wegener-Instituts jährlich rund 800 000 Tonnen Kabeljau mit einem Wert von zwei Milliarden Euro gefangen. Nun aber wird es diesem Fisch in seinen nordischen Heimatgewässern zu warm. Die Verbreitungsgrenzen vieler Fischarten hängen ganz wesentlich von den optimalen Temperaturen für die Eiablage sowie das Wachstum und das Schlüpfen der Embryonen ab. Erwachsene Fische und Larven können sich demgegenüber recht gut an abweichende Temperaturen anpassen.
Der Kabeljau etwa laicht bei drei bis sieben Grad. Auf warme Wassertemperaturen reagiert der Nachwuchs empfindlich. Noch gefährlicher wird es, wenn dazu das Wasser saurer wird – was durch die Klimaerwärmung der Fall ist: Wenn immer mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre in den Ozean gelöst wird, bildet sich mehr Kohlensäure, und der Säuregrad, der pH-Wert, sinkt. Wie andere Fischarten wandert auch der atlantische Kabeljau verstärkt in Richtung arktische Gewässer. Dort aber trifft er auf den mit ihm verwandten Polardorsch. Dieser überwintert unter dem Eis und liebt es noch viel kälter: Er laicht bei Wassertemperaturen zwischen 0,5 und 1,5 Grad Celsius. Gegenüber dem größeren und aggressiveren Kabeljau ist er allerdings im Nachteil.
Hitzeperioden gehen oft mit anhaltender Trockenheit einher
Wie die Meeresfische bekommen auch Süßwasserfische mit den steigenden Wassertemperaturen zunehmend Probleme. So starben 2018 im vergleichsweise flachen Bodensee-Untersee mehrere Tausend Äschen infolge der anhaltend hohen Wassertemperaturen im Bereich von 25 bis 26 Grad. Ironie des Schicksals: Dorthin waren sie aus dem Rhein „vor der Hitze geflohen“, wie es Alexander Brinker, der Leiter der baden-württembergischen Fischereiforschungsstelle in Langenargen, plastisch ausdrückt. Denn die Situation ist in den Fließgewässern meist viel bedrohlicher, weil dort die Fische vor Ort nicht in tiefere und damit kühlere Regionen ausweichen können. Und die Möglichkeit, in die – meist noch – weniger aufgeheizten Oberläufe auszuweichen, ist oft begrenzt. Zum einen versperren immer noch viel zu häufig unpassierbare Hindernisse wie etwa Wehre den Weg. Zum anderen gehen Hitzeperioden oft mit anhaltender Trockenheit einher, und dann gibt es in den Bächen schlicht zu wenig Wasser, wenn sie nicht ganz ausgetrocknet sind.
Fische mit Atemnot
Zu den Verlierern der Klimaerwärmung gehört neben der Äsche auch die Forelle. „Der wird es nicht nur zu warm, sie leidet auch unter Atemnot. Denn mit steigenden Wassertemperaturen löst sich immer weniger Sauerstoff im Wasser“, erläutert Brinker. Zudem setzen ihr verstärkt Krankheitserreger zu, die von der Klimakrise begünstigt werden. Eine gewisse Hilfe können da kühlere Stellen im Fließgewässer sein, etwa Grundwassereintritte im Gewässerbett. Oder wenn Gehölze am Ufer Schatten spenden. Aber das ist oft genug nicht der Fall.