Das Stuttgarter Architekturbüro Lederer, Ragnarsdóttir und Oei soll den Erweiterungsbau der Landesbibliothek realisieren.  

Stuttgart - Das Urteil des Preisgerichts, das sich noch einmal intensiv mit den überarbeiteten Entwürfen für den Erweiterungsbau der Landesbibliothek beschäftigt hat, ist einmütig ausgefallen. Auf den ersten Rang haben die Architekten und Stadtplaner und Verwaltungsbeamten und Stadträte die Arbeit des Stuttgarter Architekturbüros Lederer, Ragnarsdíttir und Oei gesetzt. "Dieser Entwurf hat uns mit Abstand am meisten überzeugt, wir werden ihn zur Realisierung empfehlen", so Christoph Mäckler, Architekturprofessor aus Frankfurt und Vorsitzender der Jury.

 

Gefallen hat den Experten vor allem die "hervorragende städtebauliche Einbindung entlang der Kulturmeile", wie Mäckler sagt. Das Konzept berücksichtige den angedachten Rückbau der Konrad-Adenauer-Straße zur Allee und sei daher zukunftsweisend. Zudem sei der Neubau komplett eigenständig und nur über einen Steg mit dem alten Teil verbunden. Das erspare unter anderem kostspielige Auslagerungen der Bestände, die bei massiven Eingriffen wohl notwendig geworden wären.

Projekt steht unter Finanzierungsvorbehalt

Das Preisgericht hatte bereits im Dezember getagt und unter knapp 30 Arbeiten drei als gleichrangig eingestufte Entwürfe ausgewählt, die in einer zweiten Runde überarbeitet werden mussten. In die Endauswahl gekommen waren neben dem siegreichen Büro Lederer, Ragnarsdíttir, Oei, dessen Erweiterungsbau nach der Überarbeitung mit beigefarbener Sandsteinfassade und großzügiger Öffnung zur Kulturmeile hin überzeugte, noch das Züricher Büro Eckert und Eckert sowie die Stuttgarter Architekten Wulf und Partner.

Mit Kosten von 30 Millionen Euro ist der 6500 Quadratmeter große Neubau veranschlagt worden, nach wie vor stehe das Projekt unter einem Finanzierungsvorbehalt, betont allerdings Thomas Knödler, Ministerialdirigent im Finanzministerium: "Das Projekt ist noch nicht in trockenen Tüchern, nach Abschluss der einjährigen Planungsphase wissen wir mehr."

Investition in eine zentrale Bildungseinrichtung

Der Wunschtermin zur Eröffnung des Neubaus ist das Jahr 2015, in dem die Landesbibliothek ihr 250-Jahr-Jubiliäum feiert. Der Erweiterungsbau sei eine wichtige Investition in eine zentrale Bildungseinrichtung, so Hans Georg Koch, der Leiter der Kunstabteilung im Wissenschaftsministerium. "Um ihre Rolle als Stätte der Information, Bildung, Forschung und Kommunikation auch in Zukunft erfüllen zu können, ist die Vergrößerung der Nutzungsfläche dringend erforderlich."

Um bis zu 70.000 Neuzugänge wächst der Bestand an Büchern, Zeitschriften und anderen Medien mit jedem Jahr. "Wir wissen nicht mehr, wo das noch untergebracht werden soll", sagt der Direktor der Landesbibliothek, Hannsjörg Kowark. Mit aktuell 5,6 Millionen Medien sei die Kapazität der Räume ausgeschöpft, man habe keine Stellflächen mehr übrig und zudem viel zu wenig Arbeitsplätze, so Kowark: "Wir haben jetzt ein wichtiges Etappenziel erreicht, bleiben aber weiter hartnäckig."

Modelle sind ausgestellt

Ausstellung: Die Architektenentwürfe und Modelle werden seit gestern bis Ende Juli im Foyer der Württembergischen Landesbibliothek (Konrad-Adenauer-Straße 8) ausgestellt. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag 9 bis 20 Uhr und Samstag 9 bis 13 Uhr.

 Kapazität: Die Landesbibliothek hat einen Kundenstamm von fast 40.000 Besuchern. Im Schnitt kommen täglich 1300 Benutzer, überwiegend Studenten. Ihnen stehen 236 Lese- und Arbeitsplätze zur Verfügung.