Das Leonberger Hospiz hat mit dem Anbau des Gebäudes in der Seestraße begonnen. Die Gäste sind für fünf Monaten im Leonberger Krankenhaus untergebracht.

Seit einem Jahr war dieser Umzug beschlossene Sache und wurde in den letzten Tagen sukzessive geplant. In dieser Woche nun ist das Leonberger Hospiz vorübergehend für fünf Monate und zu günstigen Konditionen in eine Station des Krankenhauses im ersten Obergeschoss, die aktuell leer stand, gezogen. „Normalerweise gewähren wir Menschen Obdach, jetzt bekommen wir es“, sagte Günther Wöhler, der stellvertretende Vorsitzende des Hospizvereins Leonberg, bei einem kleinen Rundgang mit allen Verantwortlichen.

 

Im Mai sollen die neuen Räumlichkeiten fertig sein

Der Grund für diese aufwendige Aktion? Die eigentlichen Räume des Hospizes in der Seestraße werden erweitert. Das mittlerweile zehn Jahre alte Gebäude bekommt eine zusätzliche Etage mit etwa 200 Quadratmetern. Im Mai soll der Aufbau fertig sein. Ein ehrgeiziger Zeitplan. „Wir sind zuversichtlich, dass wir diesen so auch umsetzen können“, sagt Günther Wöhler. Der Baukran ist bereits vor Ort, die Arbeiten beginnen in diesen Tagen. Der Baustellen-Lärm wäre für die Gäste des Hospizes, die auf ihrem letzten Lebensweg vor allem Ruhe und schöne Momente brauchen, eine Zumutung.

Die Erweiterung des Hospizes ist eine dringende Notwendigkeit, denn das Aufgabenspektrum hat sich im Laufe der Jahre verändert, und der Platzbedarf ist rasant gestiegen. Der ambulante Bereich wurde umfangreicher, dafür fehlten passende Räumlichkeiten. Für die Fortbildung der Mitarbeiter, für die Ausbildung der Trauerbegleitenden ist ein geeigneter Platz erforderlich. Die neuen Räume werden künftig auch für die ambulante Kinderhospizarbeit benötigt, denn die Mitarbeiter betreuen nicht nur Kinder, die erkrankt sind, sondern auch deren Familien und vor allem die Geschwister. Weil es in der Seestraße zu eng wurde, musste das Hospiz zuletzt in Räume einer Kirchengemeinde ausweichen.

Die Räume freundlich gestaltet

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hospizes haben in den letzten Tagen ihr Bestes gegeben, um die Räume im Krankenhaus freundlich zu gestalten und die gewöhnlich eher sterile Atmosphäre etwas in den Hintergrund zu drängen. Die bunten Türschilder sind selbst entworfen, farbenfrohe Bilder hängen an den weißen Wänden. Eine Glasfront zum Innenhof hat Kunsttherapeutin Bettina Schneider, auch unter ihrem Künstlernamen „Bijou“ bekannt, mit wohltuenden Begriffen aus der Palliativ-Pflege beschriftet. Der Gemeinschaftsraum, wo sich die Gäste auch zu gemeinsamen Mahlzeiten treffen können, ist noch nicht ganz fertiggestaltet. „Wir fühlen uns jetzt schon angekommen und gut aufgenommen“, sagte Ute Kompatscher, die Leiterin des stationären Hospizes. Karen Lücking-Löw, die viele Jahre in ihrem Berufsleben als Pfarrerin Klinikseelsorgerin im Leonberger Krankenhaus war und Trauerbegleiterin im Hospiz ist, kennt beide Seiten und sieht in der befristeten neuen Bleibe eine Chance. „Nicht alle Ärzte sind vertraut mit unserer Arbeit im Hospiz, vielleicht kann ja jetzt der eine oder andere Kontakt aufgebaut werden.“ Voneinander bei der Arbeit profitieren – darauf hofft auch Alexander Schmidtke, der neue Geschäftsführer des Klinikverbundes Südwest. „Die Hospizarbeit liegt mir am Herzen, unsere Unterstützung ist Ihnen gewiss und wir sind gerne Ihre Vermieter. Sterben gehört in die Mitte der Gesellschaft einer Stadt“, sagte Schmidtke. Unterstützung in Notfällen auf dem kurzen Dienstweg sagte auch Michael Sarkar, der Ärztliche Direktor des Leonberger Krankenhauses und Chefarzt für Unfallchirurgie und Orthopädie, zu. „Ich hoffe natürlich, dass niemand stürzt.“

Ehrenamtliche packen mit an

Kräftig mit angepackt beim Umzug des Hospizes ins Krankenhaus haben Ehrenamtliche des Technischen Hilfswerkes, der Freiwilligen Feuerwehr und der Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes, die im Krankentransport die Gäste des Hospizes in die neuen Räume begleiteten. „Wir haben sechs Zimmer, fünf Gäste sind mit umgezogen“, sagte Günther Wöhler, der mitten im Gespräch plötzlich davon eilt, um einen Hospiz-Gast zu begrüßen.

Was den zweiten Vorsitzenden stets umtreibt, ist das notwendige Geld, das benötigt wird. Nicht nur für den Anbau. Der Trägerverein hat die Kosten zu übernehmen, die nicht von Kranken- und Pflegekassen ersetzt werden. Er ermöglicht ergänzende, über die Regelunterstützung hinausgehende Leistungen. Ohne Spenden wäre das dem Trägerverein gar nicht möglich. „Ich bin zuversichtlich, dass wir auch den Umbau wieder stemmen können“, sagt Wöhler.

Weitere Informationen im Internet unter: www.hospiz-leonberg.de.