Die sogenannte Große Wendlinger Kurve zur besseren Anbindung des Raums Reutlingen/Tübingen kann gebaut werden – sofern sich Geldgeber finden. Das Landesverkehrsministerium ziert sich, Kosten zu nennen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Wendlingen - Im Neckartal bei Wendlingen (Kreis Esslingen) kann ein zusätzliches Gleis zwischen der neuen Schnellfahrstrecke Stuttgart-Ulm und den bestehenden Schienen Richtung Reutlingen und Tübingen gebaut werden. Das Eisenbahn-Bundesamt hat Anfang der Woche einen entsprechenden Beschluss veröffentlicht. Die Erweiterung des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm ist damit aber noch nicht in trockenen Tüchern. Zum einen betrifft der nun ergangene Beschluss nur einen ersten Teil der vor allem vom Landesverkehrsministerium betriebenen Erweiterung des Projekts. Zum anderen ist die Finanzierung dieser sogenannten Großen Wendlinger Kurve (GWK) trotz intensiver Bemühungen noch nicht gesichert.

 

Entscheidung könnte Thema im Lenkungskreis sein

Wenn Ende dieser Woche Vertreter von Bahn, Land, Stadt und Region zur 22. Sitzung des Stuttgart-21-Lenkungskreises zusammenkommen, wird das Spitzengremium des Projekts auch über Neuigkeiten bei der GWK sprechen können. Denn über den bisher artikulierten Kosens hinaus, diese Erweiterung zu wollen, hat sich nun auch eine neue Sachlage ergeben. Das Eisenbahn-Bundesamt (Eba) hat einen ersten Abschnitt dieser Projektergänzung genehmigt. Diese Entscheidung stand unter einem gewissen Zeitdruck. Die Bahn muss an dieser Stelle weiter an der Schnellfahrstrecke bauen, wenn sie diese, wie in den aktuellen Zeitplänen vorgesehen, Ende 2022 in Betrieb nehmen will. Zwar sind die Pläne für die Hochgeschwindigkeitstrasse längst genehmigt. Wären sie aber so auch umgesetzt worden, wäre der nachträgliche Bau der GWK erheblich erschwert worden.

Nach den ursprünglichen Plänen hätte die Verknüpfung der neuen Bahntrasse zwischen Stuttgart und Ulm mit den bestehenden Gleisen Richtung Reutlingen und Tübingen durch eine eingleisige Strecke, die sogenannte Kleine Wendlinger Kurve, hergestellt werden sollen. Vor allem Landesverkehrsminister Winfried Hermann hatte befürchtet, dass diese Lösung einen Engpass darstellen könnte. Züge aus Reutlingen und Tübingen in Richtung Flughafen und Landeshauptstadt hätten erst das nach Ulm führende Gleis kreuzen müssen. Der Grüne machte sich daher für ein zweites Gleis stark, das in einem Tunnel unter der Schnellbahn hindurchgeführt wird.

Finanzierung noch nicht geregelt

Die Bahn signalisierte die Bereitschaft zum Bau – vorausgesetzt, es fänden sich Finanziers für dieses Zusatzvorhaben. Das ist weiterhin der Knackpunkt. Eine Finanzierungsvereinbarung gibt es nach wie vor nicht. Mittlerweile will man sich im Landesverkehrsministerium noch nicht einmal auf einen aufzubringenden Betrag festlegen. „Wir nennen derzeit keine Summe, zumal die Gespräche für die Finanzierungsvereinbarung noch laufen. Sobald diese abgeschlossen sind, werden wir uns auch zu den Kosten äußern“, erklärte Ministeriumssprecher Edgar Neumann Ende vergangener Woche auf Anfrage. Vor knapp zwei Jahren hieß es aus dem Ministerium noch, die Erweiterung „würde einer neuen Studie zufolge rund 75 Millionen Euro kosten.“ Dass diese Prognose angesichts der Entwicklungen der Baupreise noch zu halten ist, darf bezweifelt werden. Nicht zuletzt dieser Umstand dürfte die Gespräche über eine Finanzierungsvereinbarung schwierig machen. Gleichwohl ist man im Ministerium optimistisch. „Die Finanzierung der Großen Wendlinger Kurve ist auf einem guten Weg. Wir bereiten einen Finanzierungsvertrag zwischen dem Land und der DB Netz AG vor“, so Neumann. Klar ist, dass neben dem Land wohl auch die Region Neckar-Alb und der Verband Region Stuttgart (VRS) Anteile der Finanzierung übernehmen werden. Der Präsident der Stuttgarter Regionalversammlung, Thomas Bopp (CDU), unterstreicht, dass es die Beteiligungszusage des VRS an die Beteiligung der südlichen Nachbarn aus der Region Neckar-Alb gekoppelt ist.