Das Finanzministerium ist optimistisch, dass der Bau des Bürgerzentrums für den Landtag so vonstatten geht, dass Verzögerung beim Erweiterungsbau der Württembergischen Landesbibliothek vermieden werden können. Doch bei deren Direktor bleiben Zweifel.

Stuttgart - Im Baukonflikt zwischen der Württembergischen Landesbibliothek (WLB) und dem Bürger- und Medienzentrum des Landtages ist nach Überzeugung des Finanzministeriums eine Lösung gefunden. Wie dessen Sprecher Frank Kupferschmidt auf Nachfrage der Stuttgarter Zeitung mitteilte, soll der Bau des Besucherzentrums vorgezogen und so stark beschleunigt werden, dass der Erweiterungsbau der Bibliothek im Anschluss wie geplant realisiert werden kann. Die Sorgen der WLB sind damit aber noch lange nicht ausgeräumt.

 

Das Problem ist, dass beide Projekte im Frühjahr 2015 angegangen werden sollen. Wie sich herausstellte, war die notwendige Grundwassersicherung für die Erdarbeiten beider Vorhaben zur selben Zeit geplant. Wegen der räumlichen Nähe der Baustellen hat das Amt für Umweltschutz dagegen jedoch sein Veto eingelegt – zumal parallel noch das aufwendige Grundwassermanagement für die Stuttgart-21-Baustelle läuft. Die jetzt anvisierte Lösung sieht vor, dass der Bau des Besucherzentrums im ersten Quartal 2015 beginnt und so flott durchgezogen wird, dass die Wasserhaltung bis August 2015 abgeschlossen ist. Die Wasserhaltung der WLB soll dann Mitte August 2015 beginnen. Diese Planung ist laut Kupferschmidt von den Architekten und der Bauwerksleitung des Bürgerzentrums abgesegnet worden. Er gehe deshalb davon aus, dass sich der Bau auch in der verkürzten Zeit realisieren lässt.

Teure Zwischenlösung droht

Der Bibliotheksdirektor Hannsjörg Kowark glaubt nicht so recht daran: „Es gibt berechtigte Zweifel, dass sich dieser sportliche Zeitplan so durchführen lässt.“ Er kämpft schon seit Jahren für die zwingend notwendige Erweiterung seiner Einrichtung. Die 52 Millionen Euro für den Bau stehen jetzt bereit, und die Zeit drängt, weil der Buchbestand stetig wächst. Die Grenzen seien schon jetzt fast erreicht, macht der Direktor deutlich.

Eigentlich wollte man im März 2015 mit den Vorarbeiten für den Erweiterungsbau und dem Abbruch der Tiefgarage beginnen. Die Grundwasserhaltung sollte sich direkt anschließen, damit sie sicher vor der Frostperiode beendet gewesen wäre. Der jetzige Termin, Mitte August, könne vielleicht gerade noch ausreichen, meint Kowark. Allerdings steige die Gefahr, dass sich die Arbeiten durch Frost verzögern. Zudem gebe es jetzt keinen Zeitpuffer mehr, falls bei den Bauarbeiten etwas Unvorhergesehenes passiere. Und: „Sollte der Zeitplan des Landtages nicht realistisch sein oder sich verzögern, haben wir ein echtes Problem.“

Denn wenn der Erweiterungsbau nicht wie geplant Ende 2017 eröffnet werden könne, brauche die Bibliothek ein zweites Lager für ihre Bücher, sagt der Direktor. Dies würde das Land nach seiner Hochrechnung rund 2,5 Millionen Euro pro Jahr kosten. „Wir betreiben schon ein Ausweichmagazin in Fellbach. Wir wissen, was das für ein Aufwand ist und wie viel Vorlauf so etwas braucht“, sagt Kowark.

Er versteht nicht, warum man dieses Risiko eingeht. Der Landtag sei mit seiner Planung lange noch nicht so weit wie die WLB, sagt er. Zudem führe eine Verzögerung beim Bau des Bürgerzentrums keineswegs zu solchen Kostensteigerungen und Serviceverschlechterungen wie bei der Bibliothek. Als er jetzt bei einem Treffen noch einmal auf das Problem hingewiesen habe, sei ihm gesagt worden, man könne es den Landtagsabgeordneten nicht zumuten, so lange in eine Baugrube zu blicken. Kowark: „Sie wollen diese Diskussion nicht führen. Dabei wissen sie genau, was auf dem Spiel steht.“