Die Stadt Bietigheim-Bissingen will dem Fachkräftemangel in Kitas mit Unterstützung der Malteser begegnen. Der Hilfsdienst soll geschulte Mitarbeiter an die Kitas entsenden und so die Ganztagesbetreuung sichern. Das lässt die Stadt sich einiges kosten.

Ludwigsburg: Frank Ruppert (rup)

Wie andere Kommunen hat auch die Große Kreisstadt Bietigheim-Bissingen mit dem Fachkräftemangel in ihren Kitas zu kämpfen. Unter anderem überlegt man, ihn mit dem Einsatz spanischer Erzieherinnen zu beheben, aktuell steht im Gemeinderat aber noch ein anderer Ansatz zur Debatte. An diesem Dienstag berät das Gremium darüber, ob künftig in zwei Kinderhäusern der Stadt die Malteser für die Betreuung einspringen sollen.

 

Hintergrund ist, dass seit September in den städtischen Kindertagesstätten aufgrund des Personalmangels keine Zehn-Stunden-Betreuung mehr angeboten werden kann. Da kommt nun der Malteser Hilfsdienst ins Spiel und das sogenannten „Offenburger Modell“. Das sieht vor, dass Malteser bis zu zehn Stunden pro Woche in der Betreuung übernehmen – meist je zwei Stunden täglich. Gedacht ist das erstmals in Baden mit Malteser-Mitarbeitern getestete Projekt nur für Kinder über drei Jahren. Es firmiert unter dem Begriff „Spielzeitbetreuung“.

Als Pilotprojekt in Bietigheim-Bissingen sollen die Malteser von Februar an in den Kinderhäusern Malefiz und Domino aushelfen. Geplant ist eine Spiel- und Betreuungszeit täglich von 15 bis 17 Uhr.

„Eltern können dort somit eine städtische Ganztagesbetreuung von acht Stunden buchen, plus eine anschließende Betreuungszeit von weiteren zwei Stunden“, heißt es dazu in einem Schreiben der Verwaltung. Aktuell ist in den Kinderhäusern eine achtstündige Betreuung innerhalb der Öffnungszeiten von 7 bis 16 Uhr möglich.

Die Malteser kennt man bislang eher von anderen Einsatzorte. Foto: Imago-images/Gottfried Czepluch

Die Stadt schätzt den Bedarf an der Spielzeitbetreuung im Kinderhaus Malefiz auf 20 Kinder, und im Kinderhaus Domino auf 25 Kinder. Sieben Malteser-Mitarbeiter würden dafür benötigt. Dabei handelt es sich nicht um Fachkräfte, aber sie absolvieren eine mehrtägige Schulung zu pädagogischen Grundlagen, Elternkommunikation, Prävention/Kinderschutz und Erster Hilfe am Kind.

Offenburger Modell auch in weiteren Kitas denkbar

Für Eltern sollen sich die Kosten an dem Differenzbetrag zwischen städtischer Acht- und Zehn-Stunden-Betreuung orientieren. Für Familien mit einem Kind soll das Zusatzangebot 75 Euro kosten, für Familien mit zwei Kindern entsprechend weniger je Kind, nämlich 56 Euro.

Die Stadt selbst plant mit einem jährlichen zusätzlichen Zuschuss von rund 200 000 Euro für die Spielzeitbetreuung in den beiden Kinderhäusern. Eine Ausweitung auf andere Kitas ist dabei nicht ausgeschlossen. Neben Offenburg hat auch Nürtingen das Projekt schon aufgegriffen und seit Sommer in den Kitas umgesetzt.