Korntal-Münchingen fehlen Erzieherinnen und Erzieher. Nun soll eine Social-Media-Kampagne dabei helfen, pädagogische Fachkräfte zu gewinnen. Das ist aber nicht der einzige neue Weg, den die Stadt einschlägt, um offene Stellen zu besetzen.

Korntal-Münchingen - Die Stadt Korntal-Münchingen geht neue Wege, um Erzieherinnen und Erzieher zu gewinnen und zu halten. „Auf Ausschreibungen bekommen wir teilweise keine Bewerbungen“, sagt die Leiterin des Fachbereichs Familie, Bildung und Soziales, Catharina Vögele. Sie erklärt das damit, dass die Gesamtanzahl der Fachkräfte nicht so stark angestiegen sei, wie es der Ausbau der Kinderbetreuung im Großraum Stuttgart erfordern würde. „Mit jedem weiteren Ausbau wird die Lücke daher immer größer.“ Korntal-Münchingen erweitert stetig die Kitas, öffnet neue – und hat auch in bestehenden Kitas Personallücken.

 

Gegen den Fachkräftemangel helfen soll in Korntal-Münchingen nun eine Social-Media-Kampagne, für die die Stadt rund 20 000 Euro in die Hand nimmt. Im März will die Verwaltung mit einer Agentur damit starten, ein Kommunikationskonzept zu erarbeiten. Auch das Personal soll dabei mitwirken.

Die Stadt als attraktiver Arbeitgeber

Das Ziel sei es, eine Arbeitgebermarke und Botschaften zu entwickeln. Die Stadt Korntal-Münchingen will also ihre Vorzüge in Szene setzen und sich als attraktiven Arbeitgeber präsentieren. „Ein Aspekt des Arbeitergeberprofils könnten unsere sehr guten und vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten sein“, sagt Catharina Vögele. Um „uns durch eine neue Ansprache der Fachkräfte abzusetzen“, findet die Kampagne verstärkt in den sozialen Medien ihren Platz. Zudem will die Verwaltung die Kita-Leitungen noch besser unterstützen, auch dabei, sich weiterzuentwickeln.

Künftig leiht sich die Stadt womöglich Personal von Zeitarbeitsfirmen aus. Vögeles Kollege Jörg Henschke nimmt das Vorhaben pragmatisch: Eine Kraft für ein paar Monate sei besser als keine. Und freilich kommt der Plan nicht ohne Hintergedanken daher: Im Idealfall, sagt Jörg Henschke, wird aus der Kraft auf Zeit eine Kraft auf Dauer, weil es ihr so gut gefällt in der Kita.

Personalschlüssel: Nichtfachkräfte zählen nicht

Nicht-Fachkräfte setzt die Stadt schon länger ein. Das sind „Menschen wie du und ich, die gern mit Kindern arbeiten“, sagt Vögele. Sie unterstützen die Fachkräfte bei der täglichen Arbeit, können aber nicht auf den Personalschlüssel angerechnet werden. Dafür müssen sie sich qualifizieren. „In den vergangenen Jahren haben wir schon mehrere Personen dabei begleitet, auf dem zweiten Bildungsweg noch einen Fachkraftabschluss zu machen.“

Lesen Sie aus unserem Angebot: Dramatischer Mangel an Erzieherinnen

Ein Natur- oder Waldkindergarten im Stadtteil Korntal soll nicht nur mehr Betreuungsplätze schaffen, sondern ebenfalls Personal locken. Im Stadtteil Münchingen gibt es mit dem Sonnenwirbel bereits einen Naturkindergarten mit Tieren. Im Sommer hätten sich zwei Träger gemeldet und Interesse bekundet, sagt Jörg Henschke. Er sei „ziemlich optimistisch“, dass eine reelle Chance bestehe, im Frühjahr 2023 eine solche Einrichtung mit einer Gruppe – 20 bis 25 Kinder – an den Start zu bringen. Natur- und Waldkindergärten betreuen Kinder in der Regel maximal sechs Stunden am Tag.

Einschränkungen bei den Öffnungszeiten

Um den Kita-Betrieb zu sichern, plant die Stadt, in allen Ganztagseinrichtungen die Öffnungszeit auf maximal 40 Stunden pro Woche zu reduzieren – von nächstem Jahr an. Drei Einrichtungen haben ihre Betreuungszeiten bereits verringert. „Die Nachfrage nach sehr langen Betreuungszeiten lässt nach. Das wird bleiben“, sagt Jörg Henschke. Als Gründe nennt er Homeoffice und flexiblere Arbeitszeiten der Eltern wegen Corona. Daher sei vorübergehend auch die Nachfrage nach Krippenplätzen gesunken.

Ende vergangenen Jahres waren in den städtischen Kitas fast elf Stellen unbesetzt. Weitere 6,75 Stellen sind laut Henschke im Frühjahr nötig, um die neuen Gruppen in den Kitas Rührberg und Kallenberg auch öffnen zu können. Rechne man die offenen Stellen bei den freien und kirchlichen Trägern hinzu, komme man aktuell auf mehr als 20 unbesetzte Vollzeitstellen im Stadtgebiet. Die Verwaltung bildet jedes Jahr bis zu 14 Erzieherinnen und Erzieher aus.

Weniger Geburten in Münchingen

Dagegen sieht sich die Stadt bei der Zahl der Betreuungsplätze gut aufgestellt, jedenfalls in Münchingen und Kallenberg. Neben dem Ausbau gibt es perspektivisch weniger Kinder. So hat Münchingen einen vergleichsweise kleinen Geburtenjahrgang 2020/2021. In Korntal erwartet Henschke eine „kritische Phase“ zwischen Sommer 2023 und Sommer 2024, bis die Kita-West fertig ist.

Etwas unklar ist noch, wie viele Kinder von 2023 an ins Neubaugebiet ziehen. Hier hofft die Stadt auch auf eine neue Kita-Gruppe im Gebäude des Wilhelm-Götz-Kindergartens, den die Diakonie der Brüdergemeinde betreibt. Ende 2021 gab es in der Stadt 827 Betreuungsplätze für Kinder über drei und 177 für Kinder unter drei Jahren.