Viele Transpersonen zweifeln schon vor der Pubertät an ihrem Geschlecht. Schätzungen zufolge leben mehr als 100 000 Transmenschen in Deutschland. Da nur diejenigen behördlich erfasst werden, die Namensänderungen vornehmen und sich einer Geschlechtsangleichung unterziehen, existieren keine genauen Zahlen. Sicher ist: es gibt viele Menschen, die sich im falschen Körper fühlen und daran zu zerbrechen drohen.

 

Auch Caputo dachte an Selbstmord. 1997 verließ sie Amerika und arbeitete in Amsterdam an einer Karriere jenseits der Hardcore-Szene. Mit dem ersten Soloalbum konnten viele der alten Fans nichts anfangen. Zwar drehten sich die Texte immer noch um Emotionen, jedoch fehlte den Liedern die Wut, die Life of Agony auszeichnete. Caputo wurde depressiv: „Ich fühlte, dass mein Leben eine Lüge war“, sagt sie, „jede Nacht kam ich von Proben zurück und fragte mich, was mich davon abhält, vom Dach zu springen.” Die Sängerin begab sich in Therapie und trat erst Jahre später wieder auf die Bühne.

Sie nimmt Hormone und liebt ihren Penis

Diejenigen, die ihre Solokarriere verfolgt hatten, überraschte das offizielle Outing 2011 kaum. 2003 singt Caputo in „Got Monsters“ (Ich habe Monster): „Ich habe Monster/ Und du?/ Wurde als Monster geboren/ Versteckst auch du deine Monster?“

„Ich bin weder Mann noch Frau“, sagt Mina Caputo, die seit beinahe vier Jahren weibliche Hormone nimmt und sich gegen eine Operation entschieden hat. „Ich liebe meinen Penis, er funktioniert gut. Er stört mich nicht.“ Caputo, früher ein wütender depressiver Mann, ist als Mensch zwischen Mann und Frau „glücklich wie nie.“

„Nach Männlichkeit stinkendes Hardcoregenre“

Caputo kam 1973 als Sohn zweier Junkies zur Welt. Schon früh verlor er seine Mutter. Sie starb an einer Überdosis Heroin. Auch der Vater ging Jahrzehnte später an Drogen zugrunde. „Mein ganzes Leben lang habe ich Spritzen aus seinem Arm gezogen“, erinnert sich Caputo. Die sizilianischen Großeltern zogen ihn in Brooklyn, New York auf. Als Band-Frontmann suhlte sich der Collegejunge gesanglich in Aggressionen. Seine ebenso gequält klingende wie kraftvolle Stimme wurde zum Markenzeichen der Band.

Doch auf dem Höhepunkt des Erfolgs 1997 stieg Caputo überraschend aus. 2003 bis 2011 kam die Band wieder zusammen, tourte und brachte ein neues Album heraus. Zu dieser Zeit lebte Caputo seine Weiblichkeit privat bereits aus, musste aber in dem „nach Männlichkeit stinkenden“ Hardcoregenre auf der Bühne seinen beziehungsweise ihren Mann stehen. Die Fans konnten den Frontmann Keith nicht von der Sängerin Mina unterscheiden. „Für viele war ich die Junkie-Tunte“, sagte Mina Caputo in einem der vielen Interviews nach dem Outing.

Ein schwuler Mann mit Vorliebe für Frauenkleider?

Caputo hat früh erkannt, dass sie anders ist. „Mit zehn Jahren wusste ich, ich bin kein Junge.“ Doch eine Aussprache mit der konservativen Familie kam nicht in Frage. Die Pubertät wurde zur Qual: „Ich fühle, ich müsste eigentlich Brüste haben“, sagt Caputo, „ich wusste nicht, was los war. Es gab weder Wikipedia noch Google. Ich hatte keine Ahnung von Hormonen.“

Caputo dachte, sie sei ein schwuler Mann mit einer Vorliebe für Frauenkleidung. Sie besuchte einschlägige Bars, wo sie neue Freunde fand und erkannte, dass sie nicht auf Männer steht. Dass sie eigentlich weiblich ist und das auch zeigen will. „Damals, in den späten Achtzigern, nahmen Freundinnen oft Hormone vom Schwarzmarkt.“ Caputo, Kind zweier Heroinopfer, scheute vor Schwarzmarktdrogen zurück. Wartete. Tat so, als ob sie ein „normaler“ Mann wäre. „Ich trug eine Maske. Ich wusste immer, dass ich transgender bin, traute mich aber nicht, dies öffentlich zu machen.“

Caputo dachte an Selbstmord

Viele Transpersonen zweifeln schon vor der Pubertät an ihrem Geschlecht. Schätzungen zufolge leben mehr als 100 000 Transmenschen in Deutschland. Da nur diejenigen behördlich erfasst werden, die Namensänderungen vornehmen und sich einer Geschlechtsangleichung unterziehen, existieren keine genauen Zahlen. Sicher ist: es gibt viele Menschen, die sich im falschen Körper fühlen und daran zu zerbrechen drohen.

Auch Caputo dachte an Selbstmord. 1997 verließ sie Amerika und arbeitete in Amsterdam an einer Karriere jenseits der Hardcore-Szene. Mit dem ersten Soloalbum konnten viele der alten Fans nichts anfangen. Zwar drehten sich die Texte immer noch um Emotionen, jedoch fehlte den Liedern die Wut, die Life of Agony auszeichnete. Caputo wurde depressiv: „Ich fühlte, dass mein Leben eine Lüge war“, sagt sie, „jede Nacht kam ich von Proben zurück und fragte mich, was mich davon abhält, vom Dach zu springen.” Die Sängerin begab sich in Therapie und trat erst Jahre später wieder auf die Bühne.

Sie nimmt Hormone und liebt ihren Penis

Diejenigen, die ihre Solokarriere verfolgt hatten, überraschte das offizielle Outing 2011 kaum. 2003 singt Caputo in „Got Monsters“ (Ich habe Monster): „Ich habe Monster/ Und du?/ Wurde als Monster geboren/ Versteckst auch du deine Monster?“

„Ich bin weder Mann noch Frau“, sagt Mina Caputo, die seit beinahe vier Jahren weibliche Hormone nimmt und sich gegen eine Operation entschieden hat. „Ich liebe meinen Penis, er funktioniert gut. Er stört mich nicht.“ Caputo, früher ein wütender depressiver Mann, ist als Mensch zwischen Mann und Frau „glücklich wie nie.“

Aufmerksamkeit und Hilfe für Transgender

Künstler
Lana, früher Larry, Wachowski, die mit ihrem Bruder bei der „Matrix“-Trilogie und „Cloud Atlas“ Regie führte, outete sich 2012 als Transfrau. Microsoft-Managerin Megan Wallent führte das Unternehmen früher als Michael. Der Throbbing-Gristle-Sänger Genesis P-Orridge und seine (verstorbene) Frau Lady Jaye unterzogen sich diversen Operationen, um sich einander anzugleichen und in ein pandrogynes Mischwesen zu verwandeln. Der Film „The Ballad of Genesis and Lady Jaye“ porträtiert die beiden.

TV
Seit dem 31. Oktober zeigt RTL 2 jeden Mittwoch um 22.05 Uhr die Doku-Soap „Transgender – Mein Weg in den richtigen Körper“. Sieben Menschen, die geschlechtsangleichende Operation und gesellschaftliche Akzeptanz anstreben werden vorgestellt.

Video
Es gibt ein elfminütiges Musikvideo zu Mina Caputos Lied „Got Monsters“. Darin geht es um einen Tag im Leben eines Menschen (Caputo), der mit seinem äußeren Geschlecht hadert. Es ist unter stzlinx.de/caputo abrufbar.

Beratung
Informationen und Hilfe für Betroffene bietet die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V.