Forscher fordern anlässlich der zu Ende gegangenen Esa-Konferenz eine Müllabfuhr zum Schutz von Satelliten im All.

Stuttgart – Ein Problem mit dem Müll gibt es nicht nur auf der Erdoberfläche, sondern auch am Himmel. Bis heute sind 5000 Satelliten ins All gebracht worden. Zu den ausgedienten Satelliten kommen die Reste jener Treibstofftanks und Raketen, mit denen sie ins All befördert wurden. Dieser Müll sorgt auf manchen Umlaufbahnen für ein ernstes Problem: er könnte sich laut Vorhersagen durch eine „Kollisionskaskade“ so vermehren, dass in naher Zukunft schon keine Raumfahrt mehr möglich sein könnte.

 

Das hätte nicht nur für die Forschung Konsequenzen, sondern könnte sich für jeden bemerkbar machen – wenn etwa Telekommunikation, Fernsehen und Wettervorhersage eingeschränkt werden. Bei der Esa-Konferenz am europäischen Raumflugkontrollzentrum in Darmstadt (Esoc) haben die 355 Forscher aus 26 Nationen deshalb eine aktive Bergung von Trümmern in naher Zukunft gefordert. Weil Bergungen auch juristische Probleme mit sich bringen – jedes bekannte Trümmerstück lässt sich schließlich zu einem Eigentümer zurückverfolgen – fordern sie, das Problem auf internationaler Ebene zu klären.

17 000 Objekte kontrollieren die Raumfahrtbehörden – nur bei einem Bruchteil davon handelt es sich um aktive Satelliten. Will man die Kollisionskaskade verhindern, müssen pro Jahr fünf bis zehn größere Trümmer beseitigt werden. Aber nicht nur die großen Brocken bereiten Probleme, sondern gerade auch die kaum sichtbaren. Schätzungen zufolge gibt es etwa 700 000 Trümmer, deren Durchmesser kleiner als ein Meter und größer als ein Zentimeter ist. Ein solches Teil hätte beim Aufprall bereits die Wirkung einer Granate.

Vielleicht kann Deos helfen

Der Aufwand für die geforderten Konsequenzen wäre immens. Heiner Klinkrad, Leiter des für Weltraumschrott zuständigen Esa-Teams, betonte jedoch, man müsse die Kosten gegen den Werterhalt im Orbit aufrechnen – den Wert allein der 200 versicherten Satelliten schätzt er auf um die 100 Milliarden Euro. Zum Müll zählen inzwischen auch zwei frühere Esa-Satelliten, darunter der erfolgreiche Envisat. Bei der Behörde denke man darüber nach, wie man sie bergen könnte, sagte Klinkrad.

Vielleicht könnte diese Aufgabe von der Bergungsmission Deos übernommen werden, mit der Astrium Friedrichshafen im vergangenen Herbst beauftragt worden ist, und die 2018 starten soll. Eine solche Pilot-Mission auf den Weg zu bringen, zählt zu den Kernforderungen der Forscher. Bezahlbarer könnte jedoch ein Konzept sein, das sowohl in Frankreich wie auch von einem Stuttgarter Team des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) untersucht wird: Dabei würden die Teile mit einem Laserstrahl vom Boden aus geortet, und mit einem zweiten Strahl verlangsamt, damit sie abstürzen und verglühen.