Die europäische Sonde „BepiColombo“ soll den kleinen Planeten Merkur erforschen. Bevor der Flugkörper in die Umlaufbahn geht, kommt er seinem Ziel noch ein letztes Mal nahe. Warum?

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Ein letztes Mal vor Beginn ihrer Hauptmission ist die europäische Sonde „BepiColombo“ nahe am Merkur vorbeigeflogen. Der Flugkörper näherte sich dem sonnennächsten Planeten auf 295 Kilometer und überflog dessen kalte Nachtseite und den Nordpol, wie die europäische Raumfahrtbehörde Esa mitteilte.

 

Einer der kältesten Orten des Sonnensystems

Aufgrund seiner Größe und seiner chemischen Zusammensetzung zählt er zu den erdähnlichen Planeten. /Foto: Esa/BepiColombo/MTM/dpa
Wegen der schwierigen Erreichbarkeit auf der sonnennahen Umlaufbahn und der damit verbundenen Gefahr durch den intensiveren Sonnenwind haben bislang erst zwei Raumsonden, „Mariner 10“ und „Messenger“, den Planeten besucht und eingehender studiert. Foto: Esa//BepiColombo/MTM/dpa
Die Oberfläche des Merkur ist mit Kratern übersät. Mit ein Grund für die hohe Kraterdichte ist die äußerst dünne Atmosphäre, die ein ungehindertes Eindringen von Kleinkörpern gestattet.

Kameras der Forschungssonde nahmen dabei spektakuläre Bilder der Oberfläche des kleinsten Planeten auf. Zu sehen sind darauf etwa dunkle Krater, die nach Angaben der Esa zu den kältesten Orten des Sonnensystems gehören.

Mit dem insgesamt sechsten Vorbeiflug soll die Sonde letztmalig wegen der enormen Anziehungskraft der Sonne abgebremst werden, um gegen Ende nächsten Jahres den Merkur zu umkreisen.

2018 zur jahrelangen Reise gestartet

„BepiColombo“ war im Oktober 2018 zu ihrer jahrelangen Reise zum sonnennächsten Planeten gestartet. Ihre zwei Satelliten sollen ab 2027 die Oberfläche und das Magnetfeld des Himmelskörpers untersuchen.

Dabei geht es etwa um die Fragen, ob es auf dem Merkur Wasser gibt, woraus der Planet besteht und wie er geformt wurde. Das europäisch-japanische Gemeinschaftsprojekt soll dazu beitragen, die Ursprünge des Sonnensystems besser zu verstehen. Es wird aus dem Esa-Kontrollzentrum in Darmstadt gesteuert.

Info: Merkur – der extreme Planet

Durchmesser
Mit einem Durchmesser von knapp 4880 Kilometern Merkur ist er kleiner, dichter und älter als alle anderen Planeten und besitzt einen unverhältnismäßig großen Kern.

Temperatur
Mit einer maximalen Tagestemperatur von rund +430 Grad und einer Nachttemperatur bis −170 Grad hat Merkus die größten Oberflächen-Temperaturschwankungen aller acht Planeten.

Rotation
Hinzu kommt, dass er ungewöhnlich schnell rotiert und an den Polen kleine Mengen an Wassereis existieren könnten.

Kruste
Seine planetarische Kruste und Inneres enthalten ein bis drei Prozent Kohlenstoff in Form von Grafit, der seine Oberfläche dunkel färbt. Zum Vergleich: Bei der Erde sind es 100 parts per million (ppm).