Um neue Fachkräfte zu gewinnen, setzt der Kettensägenhersteller Stihl aus Waiblingen auf ein Escape Game. Studenten haben dort Spaß, können Köpfchen und Teamgeist beweisen. Sieht so die Bewerbungssituation der Zukunft aus?

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Waiblingen - Ein orangenes Warnlicht flackert durch den Raum. Die Zeit läuft den Wissenschaftlern davon: Draußen, außerhalb des geheimen Stihl-Forschungslabors, verbreiten genmutierte Killerpflanzen Angst und Schrecken. Selbst die Bundeswehr hat schon aufgegeben. Die sechsköpfige Gruppe im Labor hält die Hoffnung der Welt in den Händen: Die Strahlenkanone ist zusammengebaut, an die Kettensäge angeschlossen und mit dem richtigen Zahlencode eingeschaltet. Nur – auf was sollen die Retter jetzt überhaupt schießen? Unerbittlich zählt der Countdown herunter, in wenigen Minuten werden die Killerpflanzen das Labor erreichen.

 

Das Escape Game soll helfen, neue Mitarbeiter zu gewinnen

Das apokalyptische Szenario ist zum Glück nur ein Spiel, das sich der Waiblinger Motorsägenfabrikant Stihl in Zusammenarbeit mit der Firma Individual Escape ausgedacht hat. Diese ist spezialisiert darauf, sogenannte Escape Games zu entwickeln. Das Grundgerüst solcher Spiele: Die Teilnehmer werden mit einer Problemstellung konfrontiert und in einen Raum voller Hinweise gesteckt, um diese zu lösen. Mit dabei ist ein Spielleiter, der innerhalb der 60 Minuten Spielzeit drei Hinweise gibt, wenn er darum gebeten wird. Im Falle des neuen Stihl-Spiels müssen die Teilnehmer nach und nach herausfinden, wie die Killerpflanzen besiegt werden und wie ihnen Kettensäge, Rasenmähroboter, Notizen und Stihl-Produktkataloge dabei helfen können.

Für die Teilnehmer bedeutet das Spiel in erster Linie ziemlich viel Spaß, für die Firma Stihl wiederum ist es ein „Human Resources-Instrument“ – also ein Mittel, potenzielle neue Mitarbeiter zu erreichen. Rund 350 Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen arbeiten jedes Jahr bei Stihl, doch die Konkurrenz um Fachkräfte ist ziemlich groß. „Die Grundidee war es, etwas Besonderes zu bieten, das den Studenten im Gedächtnis bleibt“, erklärt dazu Carolin Buchmeier vom Stihl-Personalmarketing.

So werben Firmen in der Region um Fachkräfte:

Um in Erinnerung zu bleiben, müssen mögliche Arbeitgeber sich einiges einfallen lassen. Neben attraktiven Arbeitszeitmodellen, Kitaplätzen und natürlich einem ansprechenden Gehalt versuchen Arbeitgeber in der Region auf alle möglichen Weisen, geeignete Mitarbeiter anzulocken und zu halten. Der Autozulieferer Valeo in Bietigheim-Bissingen (Landkreis Ludwigsburg) etwa bietet Mitarbeitern am Arbeitsplatz einen Wäscheservice an, das Technologieunternehmen Heldele in Salach (Kreis Göppingen) verspricht dem besten Lehrling jedes Jahrgangs einen Firmenwagen für ein Jahr. Und die Großbäckerei Veit aus Bempflingen (Landkreis Esslingen) wirbt immerhin mit einem Harley-Davidson-fahrenden Ausbilder.

Sieht so die Bewerbung der Zukunft aus?

Über das Escape-Game in Waiblingen können die Studenten nicht nur mögliche spätere Kollegen kennenlernen, sondern auch etwas über die Produkte des Unternehmens lernen. So findet sich einer der Schlüssel im Kampf gegen die Killerpflanzen auch in der Stihl-Geschichte. Für den Spielleiter David Maurer von der Firma Individual Escapes steckt in solchen Spielen viel Potenzial: „Man könnte sie thematisch aufarbeiten und zum Beispiel Programmierkenntnisse abfragen.“ So könnten dann ganz neue Bewerbungssituationen entstehen. Laut dem Stihl-Sprecher Stefan Caspari dauert dies aber noch eine Weile: „Das Spiel ist noch ein Prototyp, die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen.“

Der Kampf gegen die Killerpflanzen ist schließlich doch noch erfolgreich: Bei drei Minuten und 21 Sekunden bleibt die Anzeige stehen. Bei den Studenten kommt das Spiel gut an – ob sie tatsächlich einmal für den Waiblinger Kettensägengiganten arbeiten, wird sich zeigen.