Der Esel Anton hat nicht nur mehrfach das berühmte Eselrennen von Hößlinswart gewonnen. Nun ist er auch zum Filmstar avanciert.  

Berglen/Köngen - Ein schmaler Kopf, ein windschnittiger Rumpf, eine temperamentvolle, ja vorwitzige Ader. Man darf den Esel Anton einen der berühmtesten Vertreter seiner Art im Rems-Murr-Kreis nennen. Der Grund dafür ist sein Erfolg. Anton, der jetzt mit etwa zehn Jahren im besten Eselsalter ist, ist der mehrmalige Sieger des berühmten Rennens von Berglen-Hößlinswart - und inzwischen sogar ein richtiger Leinwandstar. Im Grunde ist er sogar mehr als das, sagt sein Besitzer Hermann Böck. Im Grunde ist Anton der Begründer des nämlichen Eselrennens. Ohne Anton würde es dieses nämlich gar nicht geben.

 

Trotzdem durfte der mehrmalige Champion seinen Titel dieses Jahr nicht verteidigen. Startverbot. Der Sieger-Esel, glaubt sein Besitzer Böck, wurde Opfer seiner Siegesserie. Beinahe jedoch wäre Anton ein ganz anderes Opfer geworden. Die ersten Monate seines Lebens hat Anton in einem dunklen Stall im Fränkischen verbracht. "Er sollte zum Schlachter gebracht werden", berichtet Böck, der das Tier auf einer seiner Fahrten über die Lande kennen lernte. Den Außendienstler rührte der treuherzige Blick an. Böck wurde weich, erstand Anton und importierte ihn nach Remshalden-Buoch. Dort standen damals auch die Pferde des passionierten Reiters. Weniger passioniert reagierte allerdings seine Gattin. "Meine Frau hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen", erzählt er.

Ein Esel mitten unter Pferden, funktioniert das? Ja, weiß Hermann Böck. Anton komme gut mit den größeren Tieren zurecht. In seinem jetzigen Stall, in den Rothöfen oberhalb von Köngen (Kreis Esslingen), könne Anton sogar auf etliche Beschützer zählen. "Sie liegen nachts um ihn herum und achten darauf, dass ihm nichts passiert", sagt Hermann Böck. Den übrigen Reitern, die auf den Rothöfen ein- und ausgehen, sei Anton ohnehin ein Sympathieträger. Tag für Tag gibt es freundliche Blicke und Zungenschnalzer.

Ein Denkmal für Anton

Die Nähe zu den Pferden ist mutmaßlich auch das Geheimnis von Antons Rennkarriere. Er ist temperamentvoll und hat einen großen Bewegungsdrang. "Wenn er mich stupst, heißt das, dass wir jetzt los sollen", hat Böck gelernt. Bald schon nahmen er und seine Tochter Anton mit zum Reiten, der brav neben den beiden her trabte. Die Stute Biggi sei es dann gewesen, der Anton das Traben abgeschaut hat, glaubt Hermann Böck. Dieser wiederum erkannte das Talent und nahm Anton mit zu einem Eselrennen nach Hersbruck bei Nürnberg. Ein viel versprechender Platz bewies: Anton ist ein Siegertyp.

Doch was wäre ein begabter Rennesel ohne den guten Chef seines Rennstalls? Hermann Böck, der einzige, der Anton herzen darf, mauserte sich zum Norbert Haug des Eselrennsports. Dieser erfordert Läufer, die die Tiere durch einen strammen Schritt in Trab halten. Also organisierte Böck Fußballspieler, die ein gutes Tempo vorlegen konnten. Das Hersbrucker Eselrennen brachte Böck schließlich auf die Idee, einen solchen Wettbewerb auch im Schwäbischen auszurichten. "Ich bin zu den Fußballern nach Hößlinswart gegangen und habe ihnen gesagt: ,Macht sowas doch auch"', sagt Böck. Seinen Anton hat er natürlich gleich mit ins Rennen geschickt.

Das war 2006. Die Jahre vergingen, das Rennen von Hößlinswart wurde immer erfolgreicher, doch der Champion stand von vorneherein fest: der windschnittige Anton. Während manche seiner Artgenossen bockig auf die Bremse drückten, machte Anton Rennen um Rennen. In alten Zeitungsberichten liest man sogar von den Anfeuerungsrufen eines Stuttgarter Anton-Fanclubs. Doch dieser Erfolg sei es gewesen, den Anton manche nicht gönnten, glaubt Böck. Bereits früher habe es Diskussionen über das Preisgeld gegeben, dieses Jahr habe man Anton schließlich nicht mehr antreten lassen, erzählt Böck. Dies und der Umzug in den Kreis Esslingen habe viel Trauer unter den Anton-Fans ausgelöst, von denen viele Zaungäste tatsächlich bis nach Buoch pilgerten, um den Esel auf der Weide zu beobachten. Doch für sie gibt es einen kleinen Trost: Heinz Burkhard hat Anton ein Denkmal gesetzt.

Der Amateurfilmer aus Korb hat das Tier mit der Kamera begleitet und einen 20-minütigen Film gedreht. "Der Wettlauf der störrischen Grautiere", lautet der Titel. Man sieht Anton darin schmusen, trainieren, rennen - und gewinnen. Die Jury des Straubinger Amateurfilmfestivals sprach dem Streifen den zweiten Platz zu. Das Publikum, man ahnt es, wählte das Werk über Antons Leben zu seinem Lieblingsfilm.

Die Dokumentation "Der Wettlauf der stöttischen Grautiere" ist erhältlich bei Heinz Burkhard, Telefon 07151/631130