Nach der Eskalation bei einem Abi-Ball fordert eine Mutter Innenminister Rech auf, "eine Untersuchung der Vorgänge einzuleiten".

Sindelfingen - Den Polizisten könne ein hohes Maß an Aggression bescheinigt werden. "Das ist für uns so nicht akzeptabel. Die Videoaufnahmen sind unglaublich belastend und entsetzlich und ungeheuerlich!". Diese Sätze hat die Mutter einer Abiturientin des Sindelfinger Goldberg-Gymnasiums in einer E-Mail an den Innenminister Heribert Rech geschrieben. Darin fordert sie den Minister auf, "eine Untersuchung der Vorgänge einzuleiten".

Wie berichtet, war es in der Nacht zum vergangenen Sonntag nach dem Abi-Ball des Goldberg-Gymnasiums in der Sindelfinger Stadthalle zu einem Eklat zwischen etwa 40 Gästen und 14 Polizisten gekommen. Die Beamten waren wegen Ruhestörung gerufen worden. Doch laut den Aussagen der Schüler sind die Polizisten sehr aggressiv über die Jugendlichen hergefallen.

Dies bestätigt auch die Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. "Ich habe ein Video über den Polizeieinsatz gesehen. Mir hat der Atem gestockt. Mit unglaublicher Brutalität haben die Beamten wahllos mit Schlagstöcken auf die Jugendlichen eingeschlagen".

Innenministerium reagierte prompt


Das Innenministerium hat prompt auf den Brief reagiert und bereits Stunden später geantwortet: Man habe die Landespolizeidirektion um eine Stellungnahme gebeten. "Das Böblinger Revier hat die Ermittlung aufgenommen. Beteiligt ist auch die Inspektion für Amtsdelikte und die Staatsanwaltschaft Stuttgart", sagte eine Sprecherin des Ministeriums auf unsere Anfrage.

Bei der Staatsanwaltschaft weiß man jedoch nur von Ermittlungen gegen drei junge Leute, denen die Polizei "Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Körperverletzung" vorwirft. "Gegen die Polizei liegt bisher keine Anzeige vor", sagt die Sprecherin Claudia Krauth. Sollte man jedoch Erkenntnisse aus dem Verfahren gegen die Jugendlichen ziehen, werde man Ermittlungen gegen die Polizei einleiten.

Die betroffenen Abiturienten haben mittlerweile einen "Arbeitskreis 11. Juli" gegründet. "Wir wollen momentan keine Anzeige erheben, um nicht die Fronten zu verhärten. Aber wir fordern eine Aufklärung der Vorfälle", sagt Manuel Stallbaumer, der Sprecher der Gruppe. Ein weiteres Ziel sei es, dass die Ermittlungen gegen die drei Beschuldigten eingestellt würden.