Was die verstorbene Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich in den eingangs zitierten Sätzen so schnörkellos klar ausdrückt, umschreibt Ulrich Renz etwas dramatischer: „Der Skandal der Schönheit ist der Skandal des Lebens: dass es irgendwann zu Ende geht.“ Den Schönheitskult interpretiert er als eine Art Todesverdrängung: „Die verzweifelten Versuche, die Jugend festzuhalten, sind nichts als der Versuch, um die Trauer des Abschieds herumzukommen.“

 

Abgesehen davon, dass die Verdrängung des Todes für so einige Manien und Neurosen der Moderne herhalten muss, wirkt der Erklärungsversuch plausibel. In einer individualistisch-säkularisierten Gesellschaft, die den Hedonismus im Hier und Jetzt zum Lebensinhalt erklärt, scheint diese Entwicklung fast zwangsläufig.