Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Das ist kein Zufall. Die Mischung aus Offenheit, Lockerheit, Kreativität und gnadenlosem Erfolgswillen, für die das Silicon Valley steht, ist anderswo nicht leicht zu reproduzieren. An den USA wird auch in Zukunft kein Weg vorbeiführen. Das lässt sich nicht gleich in Arbeitsplätzen oder Produktionsziffern messen – aber wie Google tickt, das beeinflusst den Rest der Welt. Wenn die kreativen Köpfe, welche bestimmen, was die Welt bei ihren Suchanfragen im Internet zu sehen bekommt, amerikanisch sprechen, so ist das ein kaum zu ermessender Standortvorteil. Die Westküste der USA, wo viele dieser Firmen angesiedelt sind, blickt zudem nach Asien, wo die amerikanischen Ideen in Produkte für den Weltmarkt umgesetzt werden. Das schafft nicht nur geografische, sondern auch kulturelle Nähe. Der Bevölkerungsanteil der Asiaten in der Pazifikregion der USA ist dramatisch gestiegen. Und auch wenn manche qualifizierten Kräfte nach den Jahren in den USA verstärkt den Erfolg in ihrer asiatischen Heimat suchen, so sind das dennoch Hunderttausende potenzieller Brückenbauer.

 

Popanz China

Der Blick über den Pazifik richtet sich zwangsläufig auf das Land, das die USA angeblich in wenigen Jahren als größte Wirtschaftsmacht der Erde ablösen wird. Die aus China stammende US-Journalistin Jia Lynn Yang hat die Perspektive in einem Beitrag für die „Washington Post“ umgekehrt. „Wenn alles in China so gut läuft, warum denken so viele seiner Bürger darüber nach, hierher zu kommen?“, fragte sie. Ein Programm, mit dem die US-Regierung um chinesische Investoren wirbt, denen als Gegenleistung für geschaffene Arbeitsplätze eine Aufenthaltsberechtigung für sie selbst oder ihre Kinder winkt, ist ein enormer Erfolg. Am Ende zählt nicht nur das Bruttosozialprodukt, sondern auch die politische und kulturelle Strahlkraft. Warum wenden sich selbst einstige Feinde der USA wie Vietnam den Amerikanern zu? Was ist der Welt lieber: dass die USA elf Flugzeugträger besitzen – oder vielleicht einmal die Chinesen?

China hat noch einen langen Weg vor sich, um auch nur seinen Entwicklungsrückstand im Inneren aufzuholen. Es kann – und will wohl auch nicht – die USA militärisch bedrohen. Eine vernünftige amerikanische Außen- und Sicherheitspolitik wird den Rüstungsvorsprung vor dem Rest der Welt geräuschlos reduzieren können, ohne das globale Gleichgewicht aus den Fugen zu bringen. Die anderen müssen aufholen. Amerika kann innehalten.