Die Männerkochgruppe der evangelischen Kirchengemeinde steht regelmäßig für den guten Zweck am Herd. Gemeinsames Essen stärkt den Zusammenhalt, sind sie überzeugt.

Wangen - In der Küche des evangelischen Gemeindezentrums geht es geschäftig zu an diesem Vormittag. Neun Männer mit roten Schürzen drängen sich in dem kleinen Raum. Salat wird geputzt und Halloumi gebraten, Soßen werden gekocht, die fertigen Rosmarinkartoffeln servierfähig gemacht. Im großen Spezialofen brutzeln Hähnchenschlegel. Nebenher wird abgespült und das Büfett für rund 200 Gäste im Saal aufgebaut. „Jeder hat seine Aufgabe“, erklärt Ulrich Heinz. Organisiert und strukturiert geht es bei den „Sternchenköchen“ zu, laut und hektisch wird es nur selten in diesem eingespielten Team. „Wir können jedenfalls nicht bestätigen, dass viele Köche den Brei verderben“, sagt Ulrich Heinz schmunzelnd.

 

Die Männerkochgruppe der evangelischen Kirchengemeinde Wangen gibt es schon seit 2007. „Das hat sich so ergeben, berichtet Kurt Hoffmann. Damals wurde das Gemeindehaus in der Ulmer Straße umgebaut, eine größere und besser ausgestattete Küche sollte her. Um Geld für das Projekt zusammenzubekommen, hatte Hans-Martin Wieandt die Idee, ein Benefizessen zu organisieren. Schnell fanden sich sechs Gemeindemitglieder, die privat leidenschaftlich gern kochen. Dass keine Frau darunter war, sei Zufall gewesen, erinnert sich Michael Mischke. Auch der Vorsitzende des Wangener Kirchengemeinderates ist Teil des noch immer frauenlosen Teams, dem mittlerweile zehn Männer im Alter zwischen 23 und 80 Jahren angehören. Eine Kochausbildung hat keiner von ihnen. Sie sind überwiegend Rentner, Software-Entwickler und Ingenieure, die ihr Wissen aus Kochbüchern beziehen und ihr Können durch Ausprobieren verfeinern, wie sie stolz berichten.

Zwölf Termine im Jahr

Die „Sternchenköche“ kochen regelmäßig in wechselnden Besetzungen bei Veranstaltungen der Gemeinde. Sechs feste Termine stehen in ihrem Jahreskalender, dazu kommen ein paar besondere Feierlichkeiten. Alles in allem stehen sie etwa zehn bis zwölf Mal im Jahr für den guten Zweck am Herd. „Wir achten darauf, dass es nicht ausartet. Wir wollen ja der hiesigen Gastronomie keine Konkurrenz machen“, betont Michael Mischke. Für die Kirchengemeinde ist ihr kulinarisches Engagement indes ganz wichtig: „Essen ist ein gemeinsames Erlebnis, es stärkt den Zusammenhalt.“

Einer der Höhepunkte für die Gruppe ist das traditionelle Maultaschenessen am dritten Advent. „Wir machen dann 600 bis 800 Maultaschen selbst. Den Kartoffelsalat selbstverständlich auch“, betont Ulrich Heinz. Und er fügt selbstbewusst hinzu: „Eigentlich gibt es kein Gericht, das wir nicht können.“ Ob kreatives Fingerfood, schwäbische Hausmannskost, internationale Spezialitäten oder vegetarische Kreationen – alles sei möglich. Welches Menü letztlich gekocht wird, entscheiden die „Sternchenköche“ demokratisch. Jeder könne einen Vorschlag machen, darüber werde dann diskutiert, so Ulrich Heinz.

Schmecken soll’s und wenig kosten

Natürlich solle das Essen schmecken, weshalb der Probierlöffel ein unverzichtbares Utensil für jeden von ihnen beim Gemeinschaftskochen ist – es seien auch noch keine Klagen von den Gästen gekommen, beteuern die „Sternchenköche“. Aber man müsse ebenso auf die Kosten achten, räumt Ulrich Heinz ein. Preiswert solle das Essen sein, damit es sich jeder leisten kann, und nach Möglichkeit noch ein kleiner Gewinn beim Verkauf herausspringen, der der Gemeindearbeit oder Projekten im Stadtbezirk zugutekommt.

Um das zu erreichen, beschreitet man auch neue Wege. Der Gemeindebesen zum Beispiel wurde nach acht Veranstaltungen 2016 zum letzten mal durchgeführt. Kamen anfänglich um die 250 Gäste, seien es zuletzt immer weniger geworden, bedauert Ulrich Heinz. Dafür aber feierte dieses Jahr mit „Kunterbunt“ eine neue Aktion Premiere. Ansprechen wollen die Sternchenköche damit vor allem junge Familien. Die nächste Gemeinschaftsaktion der Männerkochgruppe ist das beliebte Weißwurstessen am 16. September. Diesmal vermutlich noch einmal mit gekauften Würsten. „Aber wir denken darüber nach, sie künftig selbst herzustellen“, berichtet Ulrich Heinz.