Die Stadt Esslingen führt die gymnasiale Oberstufe an der Gemeinschaftsschule ein. Nach einer teils konfusen Gemeinderatssitzung bleiben Unklarheiten beim Thema Realschulen.

Esslingen - Esslingen klinkt sich ein in eine Reihe von Städten wie Tübingen, Konstanz oder Stuttgart: In einer teils konfusen Sitzung hat der Gemeinderat am Montagabend mit einer Mehrheit von 21 zu 19 Stimmen die Einführung der gymnasialen Oberstufe an der Gemeinschaftsschule in der Innenstadt beschlossen. Dies bedeutet, dass in Zukunft Schülerinnen und Schüler ihr Abitur nicht nur an allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasien, sondern auch an der Gemeinschaftsschule ablegen können.

 

In der Pliensauvorstadt soll eine neue Realschule entstehen

Ein zweiter wesentlicher Punkt bei der jetzt auf den Weg gebrachten Neuausrichtung der Esslinger Schullandschaft betrifft die Realschulen. Die Stadtverwaltung wird beim Land Baden-Württemberg die Genehmigung von zwei Realschulen beantragen. So soll die Grund- und Werkrealschule Lerchenäckerschule zu einer Realschule ausgebaut werden. Außerdem ist geplant, in der Pliensauvorstadt die „Neue Schule Esslingen“ – so der Arbeitstitel – ebenfalls als Realschule neu zu gründen.

Der Verlauf der Sitzung war von zahlreichen Änderungsanträgen mehrerer Fraktionen geprägt, die freilich allesamt keine Mehrheit fanden. Letztlich setzte sich die Verwaltung mit ihrer Sitzungsvorlage durch. In einem Punkt folgte die Mehrheit im Gremium der Verwaltungsspitze allerdings nicht: Für den Fall, dass das Land lediglich eine Realschule genehmigen sollte, was durchaus möglich ist, wollte das Rathaus zunächst mit dem Bau der Realschule in der Pliensauvorstadt beginnen.

Verwirrung während der Abstimmung

Der Ausbau der Lerchenäckerschule wäre dann in einem zweiten Schritt vorgesehen gewesen. Dieser Verwaltungsvorschlag wurde aber abgelehnt, wofür in dem Abstimmungsmarathon die Verwirrung zahlreicher Stadträte verantwortlich war. „Ich glaube, wir geben im Moment kein gutes Bild ab“, merkte der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Koch mit Blick auf das gesamte Gremium selbstkritisch an und fügte hinzu: „Damit ist die Stadt handlungsunfähig. Wir haben die Verwaltung mit unserer Abstimmung de facto lahmgelegt.“

Der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger (SPD) nahm das Abstimmungsergebnis indessen eher gelassen. Offensichtlich vertraut er darauf, dass sich während des Genehmigungsverfahrens noch Handlungsspielräume auftun werden. Das Stadtoberhaupt und der Kulturbürgermeister Markus Raab (CDU) betonten, dass der Schulstandort Esslingen durch die Einführung der gymnasialen Oberstufe an einer Gemeinschaftsschule deutlich an Attraktivität gewinne. Dieser Schritt sei ein Beitrag zur Stabilisierung dieser Schulart. Auch der Gesamtelternbeirat der Esslinger Schulen hatte sich „nachdrücklich“ für die Einführung der gymnasialen Oberstufe eingesetzt.

Kritiker befürchten Doppelstrukturen

Die CDU, die Freien Wähler und die FDP hatten indessen argumentiert, dass dadurch Doppelstrukturen geschaffen würden. Die Esslinger Schullandschaft biete mit den allgemeinbildenden und den beruflichen Gymnasien bereits jetzt vielfältige Wege zur Hochschulreife. Die SPD-Fraktion hatte sich dafür stark gemacht, in der Pliensauvorstadt statt einer Realschule eine Gemeinschaftsschule zu beantragen. Doch hätte ein solcher Antrag bei der grün-schwarzen Landesregierung keine Aussicht auf Erfolg, dämpfte die Esslinger Verwaltung die Erwartungen. Insgesamt gab es zuletzt einen Trend in Richtung der Realschulen. Ob dies nur eine Momentaufnahme ist oder mehr, ist aber strittig.