Eine ausgetretene Flüssigkeit hat bei 27 Beschäftigten der Firma Daimler in Mettingen Schleimhautreizungen ausgelöst. Die Polizei hat die Ermittlungen zur Unglücksursache aufgenommen.

Esslingen - Der Kontrast hätte größer kaum sein können. Ein blau-weiß-rotes Signalfeuerwerk, gespeist von den Blaulichtern der Einsatzfahrzeuge der Werksfeuerwehr, von fünf Rettungswagen, vier Notarztfahrzeugen, vom Großrettungsfahrzeugs der Berufsfeuerwehr Stuttgart und von dem ABC-Erkundungswagen der Feuerwehr Ostfildern, tauchen das Werksgelände des Automobilherstellers Daimler-Benz in Esslingen-Mettingen in flackerndes Licht. Die Armada war um 18.45 Uhr am Dienstag in Gang gesetzt worden: Chemieunfall, Großeinsatz. Die Fertigungshalle, in der Achsen für Personenwagen gefertigt werden, ist evakuiert. 27 Beschäftigte, die über Atemwegsbeschwerden klagen, werden von den Rettungskräften erstversorgt und werden dann in umliegende Krankenhäuser gebracht. Bei den anderen 29 Mitarbeitern, die sich im Bereich der Unfallstelle aufgehalten haben, geben die Ärzte noch an Ort und Stelle Entwarnung.

 

Polizei ist auf der Suche nach den Ursachen

Am Tag darauf herrscht schon wieder alltägliche Geschäftigkeit auf dem Werksgelände. „Wir haben die Arbeit schon mit der Nachtschicht wieder aufgenommen“, sagt eine Daimler-Sprecherin. Die Beschäftigten seien alle wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden, teilweise noch in der Nacht. „Sie sind alle wohlauf“, heißt es von Seiten des Konzerns.

In seiner Stellungnahme ist das Unternehmen bemüht, die Dramatik des Vorabends zu relativieren. Von Chemieunfall zu sprechen, sei angesichts des Geschehens etwas hoch gegriffen, sagt die Sprecherin. Ein bei der Metallbearbeitung benutztes Reinigungsmittel sei ausgetreten. Die Unternehmenssprecherin legt Wert auf die Feststellung, dass die Auswirkungen auf die Halle beschränkt gewesen seien. Nein, für die nähere Umgebung habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden.

Wie es zu von Gasentwicklung gefolgten Austritt der Flüssigkeit gekommen sei, wisse man noch nicht. „Wir sind noch auf der Suche nach den Ursachen“, sagt die Sprecherin. Mehr sagt auch die Polizei gestern nicht. „Es sind Stoffe freigesetzt worden, die zu den Schleimhautreizungen geführt haben“, bestätigt Matthias Bellmer, der Sprecher der Polizeidirektion Esslingen. Die Spezialisten der Polizei hätten die Ermittlungen nach der Zusammensetzung des Stoffes aufgenommen.

2005 hat es einen Großbrand gegeben

Das Achsenwerk im Esslinger Stadtteil Mettingen ist organisatorisch dem Daimler-Werk Stuttgart-Untertürkheim zugeordnet. Betriebsangaben zufolge werden in den Werkshallen am Neckar Fahrzeugachsen für die gesamte Pkw-Modellpalette von Mercedes-Benz gefertigt. Im vergangenen Jahr haben demnach rund 1,12 Millionen Hinterachsen und 618 944 Vorderachsen das Werk verlassen.

Es war das erste Mal, dass die Rettungskräfte gezielt das Achsenwerk angesteuert haben. Ansonsten hatte bisher immer die ebenfalls in Esslingen-Mettingen untergebrachte Gießerei für Schlagzeilen gesorgt. Im Februar des Jahres 2005 hatte ein Großbrand, der wohl in der Abluftanlage der Leichtmetallgießerei entstanden war, einen Millionenschaden angerichtet. Damals schlugen die Flammen etwa 20 Meter hoch aus dem Gebäude. Wegen der starken Rauchentwicklung waren die Anwohner in Mettingen und in der nahen Parksiedlung von Ostfildern mit Durchsagen aufgefordert worden, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Personen waren vor acht Jahren nicht zu Schaden gekommen.

Wenn die Werksfeuer nicht weiter weiss...

Mettingen
In ihrem Werksteil Mettingen (Kreis Esslingen) beschäftigt die Daimler AG rund 6000 Mitarbeiter. In dem Achsenwerk waren im vorigen Jahr 1,12 Millionen Hinterachsen und 618 944 Vorderachsen produziert worden. Zum Werk Mettingen gehört auch eine Gießerei, in der Aluminiumteile geformt werden.

Alarmierung
Kommt es auf dem Betriebsgelände zu einem Zwischenfall, rückt die Werksfeuerwehr aus. Sieht sich die Wehr nicht mehr in der Lage, die Gefahr zu beseitigen, dann setzt sie einen Notruf ab. „Entsprechend der Meldung läuft dann unsere Maschinerie an“, sagt Polizeisprecher Matthias Bellmer.

Ursache
Ungeachtet dessen, dass auch die Werksleitung ein Interesse daran hat zu erfahren, was zu dem Austritt der Flüssigkeit geführt hat, nimmt die Polizei eigene Ermittlungen in der Werkshalle auf. Federführend dabei ist die bei der Polizeidirektion in Esslingen angesiedelte Abteilung Umwelt und Gewerbe.