Damit Sportler ihr Studium und ihre Karriere unter einen Hut bekommen, zeigt sich die Hochschule flexibel. Inzwischen sind dort 15 Spitzenathleten eingeschrieben.

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Esslingen - lorian Rollers Welt ist das Ruderboot. Wenn sich der 23-Jährige, der vor gut einem Jahr mit dem Deutschland-Achter Leichtgewicht-Weltmeister wurde, einmal nicht in die Riemen legt, muss viel passieren. Beispielsweise, dass das Thermometer unter minus 5 Grad Celsius fällt. „Bei diesen Temperaturen gefriert das Wasser an den Ruderblättern, und man kriegt die Ruder nicht mehr gut aus dem Wasser“, erklärt Florian Roller.

Die meiste Zeit im Jahr rudert der Spitzensportler und Student. Dass er zweimal täglich Training und sein Maschinenbaustudium vereinbaren kann, verdankt er der Hochschule Esslingen, an der er seit zwei Wochen eingeschrieben ist. Seit anderthalb Jahren ist die Lehranstalt offiziell Partnerhochschule des Spitzensports. Sportler, die in einem Kader sind oder in einer ersten Bundesligamannschaft antreten, werden gezielt gefördert.

Fakultäten nehmen Rücksicht auf Training und Wettkampf

„Wir können ihnen vor allem Zeit geben“, sagt Alexander Friedrich, der Studiendekan der Fakultät Maschinenbau und Spitzensport-Beauftragte der Hochschule über die Unterstützungsmöglichkeiten. Stehen Wettkämpfe an, so können Teilnehmer Urlaubssemester genehmigt werden. Auch bei der Abstimmung von Wettkampf und Training auf Laborzeiten zeigt sich die Hochschule flexibel.

Als Partnerhochschule des Spitzensports kooperiert Esslingen mit dem Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband, dem Olympiastützpunkt und dem Studierendenwerk Stuttgart. Den Anfang machte Lisa-Katharina Hill. Die Kunstturnerin studiert seit zweieinhalb Jahren an der Hochschule. Mittlerweile gibt es 15 Leistungssportler an den Esslinger Fakultäten. Segeln, Wasserball, Ringen, Beach-Volleyball, Segelfliegen, Radfahren und Handball: die unterschiedlichsten Sportarten sind hier vertreten. Fünf verschiedene Fakultäten besuchen die Sportskanonen.

Florian Roller lernt das Rudern schon als Kind

So wie Florian Roller sind auch andere Studenten über Herbert Wursthorn an die Hochschule Esslingen gekommen. Der ehemalige Leichtathlet arbeitet als Laufbahnberater beim Olympiastützpunkt Stuttgart. Er kümmert sich darum, dass junge Talente schon parallel zu ihrem sportlichen Engagement die Grundlage für die Zeit nach dem Sport und eine spätere berufliche Karriere legen.

Dass es dafür in Esslingen gute Bedingungen gibt, spricht sich offenbar herum. Florian Roller ist zurzeit der erfolgreichste Spitzensportler an der Hochschule. Im September 2015 stand er bei der WM in Frankreich mit seinen Ruderkameraden ganz oben auf dem Treppchen. Der Grundstein für seine Sportlaufbahn wurde schon früh gelegt. Die Eltern kamen aus Trier und waren selbst erfolgreiche Athleten im Boot. Als die Eltern dann nach Markgröningen zogen, ruderten sie beim Cannstatter Ruderclub. Florian wurde schon als Baby mit an den Neckar genommen. Als Junge absolvierte er früh einen Ruderkurs, und damit war der Weg vorgezeichnet.

Spitzensport und gute Studienleistungen beißen sich nicht

Florian Roller studierte zunächst an der Universität Stuttgart. Doch die Hochschule Esslingen komme ihm als Sportler besser entgegen, weshalb er den Wechsel bisher jedenfalls nicht bereut hat. „Bis jetzt klappt es ganz gut mit den Studienplänen“, sagt er. Über die Mittagszeit ist Roller vom Bahnhof aus mit der S-Bahn in sieben Minuten in Untertürkheim zum Training.

Dort findet er auf der dreieinhalb Kilometer langen Strecke am Stück optimale Bedingungen vor. Abends steigt Florian Roller dann noch einmal ins Boot. Hinzu kommen die Zeiten im Kraftraum und auf den Indoor-Rudergeräten. Und wer glaubt, Florian Roller fällt dann todmüde ins Bett, unterschätzt die Kondition eines jungen Mannes, der in seiner Freizeit gerne auch noch Rad fährt.

Dass ausgezeichnete Leistungen im Spitzensport und beim Studium durchaus in Einklang zu bringen sind, steht für Alexander Friedrich außer Frage. Den besten Beweis dafür sieht er in der Person von Lisa-Katharina Hill. Die Studentin, die mit 25 Jahren inzwischen schon als „Turn-Oma“ gilt, „ist in ihrem Semester die Beste“, sagt der Studiendekan voller Stolz.