Der Verein Sozialberatung hilft Betroffenen, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen. Nun gibt es auch eine Anlaufstelle in Esslingen.

Esslingen - Häusliche Gewalt hat viele Gesichter: Sie reichen von Drohungen und Erniedrigungen bis hin zu körperlichen Misshandlungen. Der Verein Sozialbetreuung will die Spirale der Gewalt durchbrechen: Er hilft Tätern, sich mit ihrem Verhalten auseinanderzusetzen.

 

Zusammen mit vielen Kooperationspartnern wie dem Amtsgericht Esslingen, dem Landkreis und der Bewährungshilfe feierten der Verein Sozialberatung Stuttgart und die Firma Prävent Sozial nun die Eröffnung ihrer drei neuen Büros in der Heilbronner Straße 50 in Esslingen. Damit gibt es neben Stuttgart und Waiblingen nun auch im Kreis Esslingen einen festen Standort, an dem Menschen auf ihrem Weg in ein Leben ohne Gewalt und Gesetzesverstöße beigestanden wird.

Das Angebot ersetzt keine Therapie

Die Sozialberatung bietet Gespräche und Trainings für Menschen an, die als Täter bei häuslicher Gewalt aufgefallen sind. In der Regel werden die Personen von einem Gericht zu einem Besuch der Sozialberatung gezwungen. Oft sei es die Handlungsunfähigkeit in einer bestimmten Situation, die zu einer Gewalttat führe, sagt Markus Beck. Er ist der Fachbereichsleiter Gewaltprävention bei der Sozialberatung. In Einzelgesprächen, Gruppenarbeiten und Rollenspielen werde versucht, den Gewalttätern zu helfen, nicht rückfällig zu werden und wieder zuzuschlagen. „So gesehen ist die Arbeit auch Opferschutz“, sagt Beck. Dass die Täter ihre oft ein Leben lang erlernten Verhaltensweisen nicht von heute auf morgen ändern können, ist ihm bewusst. „Es ist ein sozialpädagogisches Angebot, keine Therapie“, stellt er klar.

Neben der speziellen Hilfe für Täter bei häuslicher Gewalt bietet der Verein auch ein allgemeines Antiaggressionstraining an, das oft von Obdachlosen mit Suchtproblemen besucht werde. Neu ist ein Projekt mit dem jugendlichen Gewalttätern ab 14 Jahren geholfen werden soll.

Hilfe für traumatisierte Frauen

Die Sozialberatung nutzt die neuen Büroräume in Esslingen gemeinsam mit der Firma Prävent Sozial. Das Unternehmen bietet Hilfe für Frauen mit psychischen und sozialen Problemen an. Oft seien die Frauen traumatisiert und deswegen nicht mehr in der Lage, sich um sich selbst zu kümmern, erklärt die Mitarbeiterin Ingrid Rieger. Darüber hinaus bietet Prävent Sozial ein Eltern-Kind-Projekt an, dass sich an Familien richtet, in denen ein Elternteil im Gefängnis ist. Den Familien werde bei Behördengängen oder der Vorbereitung von Gefängnisbesuchen geholfen.

Das Programm „Chance“, das auch in Esslingen angeboten wird, richtet sich dagegen an Menschen, die frisch aus dem Gefängnis entlassen wurden und denen kein Bewährungshelfer zugewiesen wurde. „Die ersten sechs Monate ist es sehr gefährlich, rückfällig zu werden“, sagt Sabine Kubinski von Prävent Sozial. Die Sozialarbeiter würden bei der Wohnungs- und Arbeitssuche oder bei Sucht- und Geldproblemen helfen, erklärt sie das Vorgehen.