Mönch und Nonne sind auf dem Dach des Seilergangs der Esslinger Burg wieder zueinander gekommen. Damit ist die unterm Strich rund 642 400 Euro teure Sanierung abgeschlossen .

Esslingen - Er misst 82 Meter und 87 Zentimeter und ist der älteste Teil der Esslinger Burg. Jetzt ist der im 13. Jahrhundert errichtete Seilergang, der den Dicken Turm und die Hochwacht miteinander verbindet, auch der ansehnlichste Teil der historischen Esslinger Stadtbefestigung. Knapp zwei Jahre lang haben Dachdecker und Zimmerleute den Wehrgang und die Holzkonstruktion, auf der sein markantes Dach ruht, renoviert. Mit dem letzten 50 000-Euro-Scheck der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) können jetzt die Schlussrechnungen für die Handwerker bezahlt werden.

 

„Der Seilergang ist statisch sicher und authentisch wieder in Schuss gebracht worden“, sagt Wilfried Wallbrecht, der Esslinger Baubürgermeister. Anlässlich eines Ortstermins gestern lobte er die „denkmalgerechte, handwerklich herausragende Arbeit“ der Sanierungsfachleute. Im Vordergrund der Bemühungen habe die Erhaltung der historischen Dacheindeckung mit Mönch und Nonne gestanden. Im Laufe der Jahrhunderte hatten vor allem die Mönche geschwächelt und sich aus der zuvor innigen Verbindung gelöst. Die fehlenden Ziegel sind handgeformt nachgebrannt und in die Lücken eingepasst worden.

Seit 2008 unterstützt die Stiftung Denkmalschutz die Sanierung

Vor ebenfalls großen Herausforderungen hatten die Zimmerleute gestanden. Sie mussten die teilweise verfaulte historische Holzkonstruktion mit den geschwungenen Kopfbändern von unten her instand setzen, ohne die aufliegenden Ziegel anzutasten.

Die Gesamtkosten der in zwei Bauabschnitte aufgeteilten Sanierung beziffert Wallbrecht auf 642 400 Euro. Zwei Drittel davon sind aus der Stadtkasse bezahlt worden, der Rest ist aus den Fördertöpfen des Regierungspräsidiums Stuttgart, der Deutschen Denkmalstiftung und des Esslinger Burgvereins geflossen.

Für die Leiterin des Ortskuratoriums Stuttgart der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), Gisela Lasartzyk, ist es gestern nicht der erste Termin auf der Burg gewesen. Seit 2008 unterstützt die DSD die Sanierung der Burg. „Das ist heute der fünfte Fördervertrag, mit dem die Reparatur des Seilergangs und der angrenzenden Burgstaffel unterstützt wird“, sagte die Denkmalschützerin. Insgesamt habe die Stiftung rund 185 000 Euro für die Sicherung der Esslinger Burg als „würdiges und erhaltungsverpflichtendes Denkmal“ bezahlt.

Die Burg ist ein Identifikationsobjekt

Ein Teil ihres Geldes wiederum erhält die Deutsche Stiftung Denkmalschutz aus den Mitteln, die von der Lotterie Glückspirale für sportliche, soziale und denkmalschützerische Zwecke ausgeschüttet wird. In Esslingen ist dieses Geld gut angelegt, findet Marion Caspers-Merk, die Geschäftsführerin der Staatlichen Toto-Lotto-Gesellschaft Baden-Württemberg. Die Esslinger Burg ist eines der Denkmale, dessen Erhalt von ihrer Gesellschaft gefördert wird. Neben der Burg waren zuvor schon das Central-Theater, die Villa Merkel, das Alte Rathaus, die Frauenkirche und die Stadtkirche St. Dionys in den Genuss der Toto-Lotto-Fördergelder gekommen.

Die Burg nehme als Identifikationsobjekt für die Stadt jedoch eine herausragende Rolle ein. „Das ist ein Denkmal, das lebt“, sagt Marion Caspers-Merk. Eine Stellungnahme des wohl für immer aus seinem Domizil vertriebenen Holzwurms war dazu gestern nicht mehr zu erreichen.