Das Esslinger Wahrzeichen, die Burg, wird in vielen kleinen Schritten saniert. Das kostet die Stadt bis ins Jahr 2029 hinein voraussichtlich rund 2,6 Millionen Euro.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Die gesetzlichen Vorgaben sind eindeutig. Dass „Eigentum verpflichtet“ steht schon im Grundgesetz, und das Denkmalschutzgesetz Baden-Württemberg verpflichtet Eigentümer und Besitzer von Kulturdenkmalen darüber hinaus, diese „im Rahmen des Zumutbaren zu erhalten und pfleglich zu behandeln“.

 

Allein schon deshalb besteht bei Esslingens Wahrzeichen, der Burg, dringender Handlungsbedarf. Denn die letzten Bauarbeiten dort liegen 40 Jahre zurück. Es gibt einen erheblichen Sanierungsstau an vielen Bauwerken. So sind zum Beispiel die Treppe zum Seilergang und der Pulverturm schon seit längerer Zeit gesperrt.

Jetzt hat der Esslinger Gemeinderat den Weg für eine umfangreiche Instandsetzung freigemacht. In vielen kleinen Schritten, so der Vorschlag des Esslinger Finanzbürgermeisters Ingo Rust, dem das Gremium einstimmig gefolgt ist, wird die Burg nun bis zum Jahr 2029 fit für die Zukunft gemacht. Rund 2,6 Millionen Euro sollen – nach heutigen Schätzungen – investiert werden. Das sind im Schnitt 185 000 Euro pro Jahr.

Treppe zum Seilergang wird abgerissen

Um möglichst zielgerichtet vorgehen zu können, hat Ingo Rust eine Priorisierungsliste erarbeiten lassen, die den Stand der Sanierungsplanung ebenso berücksichtigt wie die Verkehrssicherungspflicht, den akuten Handlungsbedarf und die Relevanz der Baumaßnahme für die Burg als Denkmal. Ganz oben auf der Liste sind dabei das Melac-Häuschen und die sich daran anschließende Mauer bis zur Burgschänke gelandet. Beide sind stark bewachsen und haben erodierte Mauerkronen. Noch 2016 sollen deshalb die 70 000 Euro teuren Bauarbeiten hier beginnen. Ebenfalls in diesem Jahr wird die erst im vergangenen Jahrhundert gebaute Treppe zum Seilergang abgerissen. 20 000 Euro kostet die Entfernung der maroden Holzkonstruktion. Ein Ersatz ist nicht geplant, denn, so Rust: „Die Treppe hat keine Funktion.“

2017 wird dann für 160 000 Euro die ebenfalls schon stark durch Efeubewuchs in Mitleidenschaft gezogene Sandsteinmauer zwischen dem Dicken Turm und dem Pulverturm von den mauerwerkzerstörenden Pflanzen befreit und nach Denkmalschutzkriterien saniert. Wiederum ein Jahr später ist dann aus dem gleichen Grund der Abschnitt vom Dicken Turm bis zur Landolinssteige an der Reihe. Diese Maßnahme soll dann 380 000 Euro kosten.

„Nette Toilette“ im Trödler

Als „nutzbar, aber sanierungsbedürftig“ stuft die Stadtverwaltung die Toilettenanlagen auf der Burg ein. Zumindest bei Großveranstaltungen wie dem Kino auf der Burg, sind die unansehnlichen Örtchen stark frequentiert. Weil es aber im benachbarten Restaurant Trödler eine „Nette Toilette“ gibt, also die Möglichkeit besteht, auch ohne Verzehrpflicht dort auszutreten, steht die Sanierung der Burgtoiletten erst 2021 auf dem Programm. In diesem Jahr soll dann auch die Hochwacht, die nicht heizbar ist und aus brandschutztechnischen Gründen momentan öffentlich nicht genutzt werden kann, ertüchtigt werden. Das Esslinger Kulturamt ist bereits beauftragt, über Nutzungsmöglichkeiten der Hochwacht nachzudenken.

Neben weiteren Baumaßnahmen soll voraussichtlich 2024 die Burgschenke neue Fenster, Toiletten und Heizungen erhalten. Zum Abschluss sind dann Steinsanierungen am Seilergang, an der Burg- und der Melac-Staffel geplant.

Nicht eingerechnet ist in diesem Maßnahmenkatalog die Innensanierung des Dicken Turms. Diese Aufgabe wiederum gehört nicht zu den Pflichten der Stadt. Deshalb haben sich – wie gemeldet – der Burgverein und die Turmwächter bereit erklärt, auf Spendensuche zu gehen, um den beliebten Treffpunkt der Esslinger wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können. In einem ersten Schritt werden dafür 600 000 Euro benötigt. Insgesamt wird es 2,4 Millionen Euro kosten, um den Dicken Turm in altem Glanz erstrahlen zu lassen.