Mehr Grün, mehr Lebensqualität und vor allem mehr Radweg gibt es jetzt für die etwa 50 000 Beschäftigten im Industriegebiet Neckarwiesen.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Dass zur Einweihung von 430 Metern Radweg extra der Regionalpräsident Thomas Bopp nach Esslingen reiste, hatte gute Gründe. Zum einen, weil der Verband Region Stuttgart die Strecke mitfinanziert hat. Zum anderen weil die Region weiter dem ehrgeizigen Ziel entgegen fährt, eine Radschnellverbindung von Stuttgart nach Plochingen zu schaffen zusammen mit einem durchgängigen Grünzug am Neckarufer. Diesen Plan hatte die Region schon lange in der Schublade, aber erst als der Regionalverband begann, die Projekte mitzufinanzieren, sprangen die Kommunen auf das Trittbrett auf. Etwa 1,5 Millionen Euro jährlich gebe der Regionalverband für diese Projekte aus, insgesamt seien es rund 17 Millionen Euro gewesen, berichtete Thomas Bopp.

 

Parkähnliche Landschaft

Erst am Wochenende hatte sich der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann mit den Bürgermeistern der Region in den Sattel geschwungen und war die Strecke abgeradelt. Nach dem Wunsch vieler Neckar-Kommunen aber vor allem auch nach dem Wunsch von Esslingen soll der Radschnellweg auf der Nordseite des Neckars laufen, unter anderem weil auch die Schulen damit angebunden werden könnten.

Gerade wird für die Radautobahn eine Machbarkeitsstudie erstellt. Möglicherweise wird dieser Radschnellweg über die parallel zum Neckarufer laufende Zeppelinstraße führen. Dann würde der jetzt eingeweihte Radweg allerdings nicht seine Funktion verlieren, sondern zu einem reinen Fußweg umgewidmet werden.

Denn es war nicht nur ein Radweg, der am Dienstag eingeweiht wurde, sondern auch eine parkähnliche Landschaft mit Bänken, die den etwa 50 000 Beschäftigten in den Esslinger Neckarwiesen als Erholungsfläche zugute kommt.

Vierter Bauabschnitt

Die neue Strecke ist der vierte Bauabschnitt am Neckarufer. Der erste Abschnitt wurde im Jahr 2011 geschaffen, als der Fuß- und Radweg am Neckarfreibad gebaut wurde. Zuvor mussten die Fußgänger an einer viel befahrenen Durchgangsstraße entlang pilgern. Im Jahr 2013 wurde die Renaturierung des Hainbachs im Unterlauf gefördert. Drei Jahre später wurde ein schadhaftes Teilstück des Uferwegs bei der Neckarinsel saniert, ein Platz neu hergestellt und eine Absturzsicherung unter der Adenauerbrücke ergänzt.

Der fünfte Bauabschnitt ist gerade in der Planung, und er wird wohl die größte Herausforderung werden. Da gilt es, Brachland der Deutschen Bahn in einen Landschaftspark zu verwandeln und einen Rad- und Fußweg hindurchzuführen, auf einer Länge von mehr als einem Kilometer.

Der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger sprach von einem Paradigmenwechsel in Sachen Fluss, den Esslingen gerade einleite. „Früher war der Fluss Arbeitstier, Transportweg und Abfallgrube“, so Zieger, „heute soll der Fluss die Lebensqualität der Bürger aufwerten“. Wie kaum eine andere Stadt der Region verdanke Esslingen dem Neckar seine Existenz. Hier war zunächst die Furt, durch die man den Neckar queren konnte, danach stand hier die einzige Brücke weit und breit.

Für den Regionalpräsidenten Thomas Bopp ist die Aufwertung der Ökologie genauso wichtig, wie der Bau von Verkehrsverbindungen. Er nennt es die „grüne Infrastruktur“, die gerade für die Menschen, die hier arbeiteten, wichtig sei.