Die Grünen-Kandidatin Andrea Lindlohr hat dem CDU-Mann Andreas Deuschle das Direktmandat abgeluchst. der zieht wie der SPD-Veteran Wolfgang Drexler erneut ins Parlament ein.

Esslingen - Die Grünen triumphieren. Und der Landkreis Esslingen wird unverändert stark aus den Wahlen am Sonntag hervorgehen. Das ist aus Esslinger Sicht das Ergebnis der Landtagswahl. Denn in den kommenden fünf Jahre Jahren werden erneut sieben Abgeordnete die Interessen des Landkreises in Stuttgart vertreten: Neben den direkt Gewählten – Andrea Lindlohr, Andreas Schwarz und Winfried Kretschmann – hatte es zunächst nur Wolfgang Drexler (SPD) sicher geschafft, sich mit seinem Ergebnis einen Sitz im Parlament zu sichern. Am späten Abend war dann klar, dass auch die Kirchheimer und Esslinger CDU-Kandidaten Karl Zimmermann und Andreas Deuschle sowie der Kirchheimer SPD-Mann Andreas Kenner den Sprung nach Stuttgart geschafft haben. Lediglich Thaddäus Kunzmann scheiterte.

 

Lange Zitterpartie für Andreas Deuschle

„Das wird ein richtig schwerer Abend.“ Schon lange bevor die Wahllokale geschlossen hatten, wusste der Esslinger CDU-Bundestagsabgeordnete Markus Grübel, der zur CDU-Wahlparty in den Stall in der Esslinger Weststadt gekommen war, dass es für seinen jungen Landtagskollegen Andreas Deuschle eine Zitterpartie werden würde. Um kurz nach 20 Uhr stand dann fest: Andreas Deuschle hat sein Direktmandat verloren. Zweieinhalb Stunden später konnte Deuschle aufatmen: Ganz am Schluss hatte es für ihn doch noch gereicht. Auch sei es für ihn ein kleiner Trost, dass die Esslinger CDU anders als bei früheren Landtagswahlen nur knapp unter dem Landesergebnis gelegen habe.

Andrea Lindlohr sieht in ihrem erstmals gewonnenen Direktmandat „eine große Ehre und eine Verpflichtung, für alle Menschen im Wahlkreis Ansprechpartner zu sein und deren Interessen zu vertreten. „Allerdings habe ich meine Aufgabe auch bisher schon so verstanden“, fügte sie hinzu. Es sei überaus erfreulich, dass die grüne Grundidee auch rund um Esslingen immer mehr Anhänger finde. Lindlohr geht fest davon aus, dass die Grünen den kommenden Ministerpräsidenten stellen werden: „Eine Koalition der Verlierer darf und wird es nicht geben“, sagte sie und verweist auf den SPD-Chef Nils Schmid, der im Wahlergebnis einen Auftrag an die Grünen sehe, eine neue Regierung zusammenzustellen.

Drittbester SPD-Mann in Nord Württemberg

Um kurz nach 18 Uhr ist in der Alten Aula in Esslingen ein kollektives entsetztes Aufstöhnen zu hören. Die SPD des Wahlkreises Esslingen hat sich hier zur Wahlparty ihres Kandidaten Wolfgang Drexler getroffen. Dieser kommentiert die auf eine große Leinwand projizierte Prognose spontan mit: „Katastrophales Ergebnis“. Da konnte er allerdings noch nicht wissen, dass sein persönliches Abschneiden mit 16,4 Prozent weit besser ist als jenes seiner seine Partei im Land. Die Erleichterung war dem 69-Jährigen deutlich anzumerken. Denn mit dem drittbesten SPD-Ergebnis in Nord-Württemberg zieht er erneut in den Landtag ein.

Zwar hat das Landtags-Urgestein im Vergleich zu 2011 satte neun Prozent eingebüßt, doch unter den geprügelten Genossen hat er sich noch achtbar geschlagen. Zu verdanken habe er das zu einem Großteil den treuen Wählern in seiner Heimatstadt Esslingen. Dort liegt Drexler 6,1 Prozent über dem SPD-Landesdurchschnitt. In Esslingen sei offenbar registriert und honoriert worden, „wenn sich einer persönlich einsetzt“. Auch sein Zweitkandidat Nicolas Fink, der Bürgermeister von Aichwald, habe mitgeholfen, ihm ein weiteres Mandat zu bescheren. Denn in dessen Gemeinde auf dem Schurwald haben die Genossen immerhin 16,1 Prozent der Stimmen ergattert.