Mit ihrem Auftritt auf der Stuttgarter Touristikmesse CMT zielen die Aussteller aus dem Landkreis vor allem auf Erholungssuchende aus der Region. Ob Geschäftsreisende den Landkreis ansteuern, ist eher von der Konjunktur, denn von Himbeerbonbons abhängig.

Esslingen/Stuttgart - Gummibärchen, Himbeerbonbons, Radlernudeln, einen Nachtwächter, eine Kiste Linsenhofer Sämlinge, die Paradies-Botschafterin, das Krautkönigspaar und den Täleswein – der Landkreis Esslingen und mit ihm seine auf der Stuttgarter Touristik- und Freizeitmesse CMT mit eigenen Ständen vertretenen Städte und Gemeinden haben alles aufgefahren, was die Werbepalette hergibt. Der Aufwand soll sich lohnen: In den kommenden Tagen geht es traditionell darum, die Tourismusbilanz der kommenden Monate aufzupolieren.

 

Der geballte Einsatz der Landkreis-Werber gilt vor allem jenen 80 Prozent Messebesuchern, die aus der Region kommen. Sie sollen auch in der Region bleiben. Vor allem die Sonntagsausflügler sind es, denen die Ziele am Neckar, am Albtrauf und auf den Fildern schmackhaft gemacht werden sollen. Die Erholungssuchenden waren es auch, die dem Landkreis im vergangenen Jahr ein, wenn auch nur leichtes Plus beschert haben. Im Gegensatz dazu ist die Zahl der Geschäftsreisenden erstmals seit Jahren wieder gesunken – auch hier allerdings nur leicht. Ein Prozent weniger Geschäftsleute, so schätzt der Esslinger Landrat Heinz Eininger, werden übers Jahr gesehen gekommen sein als noch 2015. Damals hatten die Hotels, Pensionen und Feriendomizile im Landkreis Esslingen rund 1,5 Millionen Übernachtungen gezählt – rund 5,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Unsicherheit führt zu Rückgängen

Den Zuwachs führen die Tourismuswerber vor allem auf die infolge des Konjunkturhochs gestiegene Zahl von Geschäftsreisenden zurück. Entsprechend, so Eininger, spiegele der Rückgang jetzt auch die Unsicherheit auf den Weltmärkten wider. Vor allem die Gäste aus China und den arabischen Golfstaaten haben sich rar gemacht. Das Statistische Landesamt geht in der bis vergangenen November reichenden vorläufigen Bilanz davon aus, dass aus beiden Regionen je knapp zehn Prozent weniger Gäste als im Vorjahr in die Region Stuttgart gekommen sind. Weil Geschäftsreisende nur durch die Aussicht auf gute Abschlüsse, nicht aber durch Gummibärchen oder Himbeerbonbons in den Landkreis zu locken sind, zielen dessen CMT-Aktivitäten auf die Kundschaft vor der Haustüre.

Deshalb steht der Esslinger Nachtwächter Wolfgang Gorazdza tagsüber am Stand der Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft, um Tagestouristen den Weg in die ehemals Freie Reichsstadt heimzuleuchten. Deshalb verteilt Hans Weil, der Vorsitzende des Vereins der Freunde des Freilichtmuseums Beuren, an seinem Stand Keimlinge der Stangenbohne Neckarkönigin, auf dass die Werbebemühungen auch dieses Jahr reichlich Früchte tragen.

Deshalb setzt Dieter Bahlinger am Stand der Stadt Leinfelden-Echterdingen auf das Krautkönigspaar, auf dass die Hotelmanager auf den Fildern nicht sauer werden. „Dank hoher Bettenzahlen haben wir, gemessen an den Gästezahlen, jetzt auch Sindelfingen verdrängt und liegen auf dem zweiten Platz hinter Stuttgart“, sagt Bahlinger, dessen Schreibtisch sonst in der Stabsstelle für Öffentlichkeitsarbeit und Stadtmarketing der Messestadt steht.

Die Obstwiese auf der Zunge zergehen lassen

Deshalb wacht auch die Paradies-Botschafterin Verena Carstens über die in der Regio-Lounge gleich am Messeeingang feilgebotenen Linsenhofer Sämlinge. Mit der lokalen Apfelsorte, mehr aber noch mit unter der Teck gebranntem Whiskey wirbt denn auch die Owener Bürgermeisterin Verena Grötzinger um Besucher, auf dass diese sich die Erzeugnisse von den dortigen Obstwiesen auf der Zunge zergehen lassen. „Wir werben für die Vermarkter, die unsere Obstwiesen pflegen. Davon profitiert die Kulturlandschaft und mit ihr der Tourismusstandort Owen“, sagt sie.

In Sachen Standortwerbung ist ihr Amtskollege aus Neuffen, Matthias Bäcker, ein alter Hase. „Wir werben seit drei Jahren gemeinsam mit unseren Weingärtnern und der Gaststätte Hohenneuffen massiv auf der CMT“, berichtet der Schultes. Als er vor sechs Jahren unterm Hohenneuffen angefangen habe, hätte es in der Stadt vier Ferienwohnungen gegeben. „Jetzt sind es 16“, sagt Matthias Bäcker, der Erfinder der Neuffener Toskana. Der Wohnmobil-Stellplatz, den die Stadt am Jägerhaus eingerichtet habe, sei schon wieder hoffnungslos überbelegt. „Wir werden dort weitere acht Stellplätze anlegen. Mit dann 16 Anschlüssen verfügen wir über den größten Wohnmobilhafen im Landkreis Esslingen“, sagt Bäcker in der sicheren Erwartung, dass dann noch mehr Übernachtungsgäste in Neuffen Station machen.