Die Stadt schließt eine wichtige Lücke im Radwegenetz, indem sie eine Unterführung öffnet.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Der Neckartalradweg wird in der Esslinger Weststadt demnächst eine echte Alternative erhalten, die den Radfahrer direkt zu den Sehenswürdigkeiten der Altstadt bringt. Möglich ist das seit der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses. Dort wurde beschlossen, den Radweg vom Hengstenberg-Areal durch eine bisher verschlossene Bahnunterführung zum Neckarufer zu leiten. Nun können Radfahrer bequem und gefahrlos von der Strecke am Neckarufer abbiegen, das Hengstenberg-Areal queren und über den bereits gebauten Steg über den Rossneckar die Altstadt erreichen.

 

Bisher war es öfter vorgekommen, dass Radfahrer dem engen und zugewachsenen Uferweg gefolgt sind und die Esslinger Innenstadt komplett verpasst haben. Außerdem war die Innenstadt schwer zu erreichen. Dann man musste, wenn man die unscheinbare Abzweigung gesehen hatte, die Fahrräder die Treppen zur Bahnhofsunterführung hochtragen.

Die Unterführung diente bisher der Deutschen Bahn zur Bewirtschaftung der breiten Gleisanlage, sie verläuft parallel zum Roßneckarkanal, der ebenfalls die Gleisanlage unterquert. Sie ist vier Meter breit und zwei Meter fünfzig hoch. Das bedeutet, das Radfahrer hier gut durchkommen. Die Stadt wird den Beton weiß streichen, um die Sicherheit zu verbessern, und außerdem wird eine Zu- und eine Abfahrt gebaut und ein Betonboden gelegt. Die Kosten in Höhe von rund 309 000 Euro teilen sich die Stadt und das Land Baden-Württemberg. Der Esslinger Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht sprach von „schwierigen Verhandlungen“, weil die Musterverträge der Deutschen Bahn auf Esslinger Verhältnisse anzupassen waren. Ein Dorn im Auge der Verwaltung war es beispielsweise, dass die Bahn den Vertrag binnen einem Jahr ordentlich kündigen kann. Doch sei die Wahrscheinlichkeit außerordentlich gering, befand dazu das Rechtsamt der Stadt, weil mit dieser Kündigung ein neues Planfeststellungsverfahren einhergehen müsse.

Auch hatte sich die Bahn vorbehalten, dass so genannte Gleislagenmessungen zu Lasten der Stadt gehen könnten. Das bedeutet, wenn an der Unterführung solche Schäden auftreten, dass sich die Lage der Gleise oberhalb verändert, müsste die Stadt eventuell für die Messung bezahlen. Aber auch hier wiegelte das Tiefbauamt ab. „Ehe die Unterführung Schaden nimmt, fällt der große Durchlass des Roßneckars ein“, sagte ein Mitarbeiter des Tiefbauamtes. Außerdem wollte die Bahn für den Vertragsabschluss Geld haben – und war da mit 17 000 Euro nicht gerade zimperlich.

„Mit der Bahn macht man nie gute Verträge“, grollte Eberhard Scharpf von den Freien Wählern bei der Sitzung des Technischen Ausschusses. Generell aber stimmte seine Fraktion dem Vorhaben zu, ebenso wie die anderen Fraktionen im Ausschuss. Ebenso sicherten die Fraktionen zu, auch im Verwaltungsausschuss für die Vorlage zu stimmen. Am 21. November kommt das Gremium zusammen. Mit dieser Entscheidung wird der Weg für den neuen Neckartalradweg frei gemacht und eine der letzten Lücken im Radwegenetz der Stadt geschlossen.