Am Samstag ist der neue Zentrale Omnibusbahnhof unter großer Beteiligung der Bevölkerung offiziell eingeweiht worden. Von Sonntag an gilt der neue Fahrplan. Er sieht einen einheitlichen 15- oder 30-Minuten-Takt vor.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Eigentlich schade, dass es nicht geregnet hat, fand der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger. Denn dann hätte das optisch eindrucksvolle, aber wegen seiner Kosten in Höhe von vier Millionen Euro umstrittene Dach über dem neuen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) nicht nur optisch strahlen, sondern auch gleich seine Funktionsfähigkeit unter Beweis stellen können. Zieger fügte schmunzelnd hinzu : „Ich bin mir sicher, dass Sie in den nächsten Tagen das Dach auch einmal im Regen genießen können.“

 

Aber auch der Sonnenschein hat am Samstagmorgen natürlich seine Vorteile gehabt. In Massen sind die Esslinger auf den Bahnhofsvorplatz geströmt, um bei der offiziellen Eröffnung des ZOB dabei sein zu können. Entsprechend groß war die Freude des Ratschefs, der das Interesse als „Ausdruck der Verbundenheit der Esslinger mit ihrer Stadt“ deutete. Aus seiner Sicht ist der neue ZOB ein gelungener Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne: Das neue Aushängeschild bilde den Mittelpunkt zwischen der historischen Altstadt, der alten Weststadt als Wiege der Industrialisierung in Baden-Württemberg und der noch zu bauenden Neuen Weststadt auf dem ehemaligen Güterbahnhofareal.

Das Dach erinnert an die Wellen des Neckars

Werner Sobek, der Architekt des ZOB-Daches, hat bei dessen Entwicklung an die Wellen des Neckars gedacht. Der geschwungene, 60 Meter lange, bis zu 24 Meter breite und bis zu acht Meter hohe Bau soll, so sein Wunsch, ein leichter, charmanter aber zurückhaltender Beitrag zur weiteren Entwicklung der Stadt sein. Dabei sei es durchaus eine Herkulesaufgabe gewesen, alle Anforderungen zu berücksichtigen, etwa möglichst filigrane Stahlträger zu entwickeln, die es aushalten, wenn einmal ein Bus gegen sie fahren würde.

Ein ganz wichtiges Thema ist für Werner Sobek die Nachhaltigkeit. Ein Beispiel: das Regenwasser, das auf dem Dach landet, wird in eine Zisterne geleitet, die die neue öffentliche Toilettenanlage auf dem Bahnhofsvorplatz mit Wasser versorgt. Ob Werner Sobeks Anspruch an seine eigenen Arbeit aber in Esslingen erfüllt wird, muss jeder Nutzer für sich selber entscheiden: „Unsere Bauwerke sollen so schön sein, dass die Leute lieber hier sind als zu Hause.“

„Zeitgewinn macht den ÖPNV noch attraktiver“

„Esslingen rückt näher zusammen“: Davon ist der scheidende Finanzbürgermeister Bertram Schiebel überzeugt. Zwar müssten sich die Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs zunächst von viel Gewohntem verabschieden. Aber der einheitliche 15- oder 30-Minuten-Takt bei Umsteigeverbindungen am neuen ZOB innerhalb von fünf Minuten sei ein Meilenstein, denn, so Schiebel: „Zeitgewinn macht den öffentlichen Personennahverkehr noch attraktiver.“ Ein kleiner Wermutstropfen aus seiner Sicht sind die vergleichsweise kleinen Dächer über den Bushaltestellen, die sich nicht in der neuen Busharfe befinden. Schiebel: „Diese Überdachungen hätten nach meinem Geschmack ruhig einen Meter breiter sein können.“ In der Tat kann man bezweifeln, ob diese Dächer bei Regen und Wind einen ausreichenden Nässeschutz bieten werden.

Vierter Redner bei der Eröffnung war Alexander Kögel als Sprecher der Esslinger Einzelhändler und Gastronomen. Der neue ZOB sei ein wichtiger Baustein zur Entwicklung der Stadt. Angesichts der Tatsache, dass in Stuttgart vor kurzem zwei große Einkaufszentren eröffnet hätten, sei es wichtig, dass Esslingen nun mit seinem neuen Stadteingang eine „wunderschöne Visitenkarte“ besitze. Dass es sich für die Kunden lohnt, auch weiterhin in Esslingen einkaufen zu gehen, steht für Alexander Kögel außer Frage: „Das Freiluftkaufhaus Esslingen ist doch viel schöner als irgendsowas Neues in Stuttgart.“