Eine Machbarkeitsstudie soll klären, ob ein neues Hochschulgebäude sich für das Land eher rechnet als die mit rund 80 Millionen Euro veranschlagte Sanierung des Campus an der Flandernstraße.

Esslingen - Der Plan, anstelle des ohnehin stark sanierungsbedürftigen Hochschulstandorts an der Esslinger Flandernstraße einen neuen Campus auf dem brachliegenden Areal des ehemaligen Güterbahnhofs zu errichten, nimmt Fahrt auf. Die Befürworter der Idee setzen ihre Hoffnung auf eine Machbarkeitsstudie, die die baden-württembergische Landesregierung in Auftrag gegeben hat.

 

Bis zum Sommer dieses Jahres soll geprüft werden, ob sich ein Neubau in der Esslinger Weststadt rechnet. „Damit kommt eine neue Qualität in die Diskussion“, würdigte der Esslinger SPD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Drexler die Studie. Anlässlich eines Ortstermins auf dem ins Auge gefassten Baugelände zeigte sich Drexler ebenso wie Claus Schmiedel, der Fraktionschef der SPD im Landtag, und der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger optimistisch.

80 Euro müsste das Land in die Hand nehmen

Die Hoffnung auf einen Neubau wird nicht zuletzt gespeist von der Notwendigkeit, den in die Jahre gekommenen Standort auf der Flandernhöhe zu sanieren. Geschätzte 80 Millionen Euro müsste das Land in die Hand nehmen, um das Gebäude aus den 1970er Jahren zu richten. Das Geld wäre da: Die Landtags-SPD will den Worten Schmiedels zufolge den Sanierungstopf für öffentliche Landesliegenschaften mit zusätzlich 140 Millionen Euro füllen. Die Frage ist nur, ob die Millionen nicht in einem Neubau zukunftsträchtiger angelegt sind. „Wir haben ein Zeitfenster, dass es uns ermöglichen würde, im Doppelhaushalt der Jahre 2017/2018 einen Neubau in Esslingen darzustellen“, sagt Schmiedel.

Vorbehaltlich der Zustimmung des Landtags würde die grün-rote Landesregierung in Esslingen offene Türen einrennen. „Für uns ist das eine Jahrhundertchance“, sagt Zieger. Mit einem Neubau in Bahnhofsnähe und in Sichtweite zu den beiden Studentenwohnheimen auf dem ehemaligen Hengstenbergareal entstünde in der Esslinger Weststadt ein modellhafter Wissenschaftsstandort mit Campusatmosphäre. Der Neubau böte auch die Chance, die Nutzungen auf kleiner Fläche zu bündeln. „Die Anlage in der Flandernstraße nimmt 6,5 Hektar ein. Hier kämen wir mit einem Platzbedarf von 1,5 Hektar aus“, assistiert der Esslinger Baubürgermeister, Wilfried Wallbrecht.

Einrichtung der kurzen Wege

Neubau oder Sanierung – die Frage ist für Christian Maercker, den Rektor der Hochschule, eigentlich schon beantwortet. „Energetisch ist das Gebäude an der Flandernstraße nicht auf der Höhe der Zeit, der Zuschnitt der Hörsäle und der Labors passt nicht zur Nutzung, durch das Dach regnet es rein und die Frage, wie wir mit dem Zuwachs an Studierenden reagieren, ist auch nicht gelöst“, fasst er die Schwachpunkte zusammen.

Auch vor dem Hintergrund, dass die Arbeiten während laufendem Betrieb stattfinden müssten, favorisiert der Wissenschaftler einen Neubau. Mit einem Campus im Neckartal würde die Hochschule zu einer Einrichtung der kurzen Wege. „Mit einem solchen Zentrum in Innenstadtnähe könnte sich Esslingen viel besser als Hochschulstandort positionieren“, sagt Maercker.