In Esslingen fehlen noch 200 Betreuungsplätze für kleine Kinder. Das hat das deutsche Jugendinstitut mit einer Umfrage unter Eltern herausgefunden.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Die Zahl, die das deutsche Jugendinstitut für die Stadt Esslingen ermittelt hat, lautet lapidar: 42. Das ist der Prozentsatz der Eltern, die sich eine Betreuung für unter Dreijährige wünschen. Plätze gibt es derzeit in Esslingen allerdings nur für 34 Prozent der Kinder.

 

Das bedeutet für die Stadt, sie müsste etwa 200 Krippenplätze schaffen, um den Bedarf zu decken. Der Esslinger Sozialdezernent Bruno Raab-Monz verwies darauf, welche großen Anstrengungen die Verwaltung in den vergangenen Jahren unternommen habe, um Krippenplätze zu bauen. Konnte die Stadt 2008 für 14,5 Prozent aller Kinder unter drei Jahren Plätze anbieten, werden es im nächsten Jahr etwa 34 Prozent sein. Dabei gehe es nicht immer nur um Ganztagesplätze, wie Bruno Raab-Monz in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses feststellte. Im Gegenteil, die meisten Eltern wollten ihre Kinder nur vormittags in fremde Obhut geben.

Mütter wollen die ganz Kleinen lieber bei sich haben

Das deutsche Jugendinstitut hatte im Stadtgebiet flächendeckend Fragebogen verschickt und einen relativ hohen Rücklauf erzielt. Damit auch die Migranten in der Stadt mitmachen, gab es Übersetzungen ins Türkische oder Italienische. Berücksichtigt haben die Forscher, dass der Wunsch nach einer Betreuung normalerweise größer ist als der Bedarf. Eltern, die dringend einen Krippenplatz bräuchten, nehmen verstärkt an dieser Umfrage teil als Eltern ohne einen Betreuungswunsch. Die Umfrage zeigte noch andere Ergebnisse: Es wurde deutlich, dass mit wachsendem Alter der Kinder der Wunsch nach einer Betreuung zunimmt, oder andersherum formuliert: Mütter wollen die ganz kleinen Kinder lieber bei sich haben. Das Interesse an der Kinderbetreuung ist auch von der Herkunft und der sozialen Schicht abhängig. Die ärmeren Menschen zeigten am wenigsten Interesse an einer Betreuung für unter Dreijährige. Wichtig ist auch der räumliche Aspekt: Die meisten Eltern wollen die Kindertagesstätte in weniger als zehn Minuten erreichen.

Freie Wähler fordern Qualität vor Quantität

Trotz des Hinweises auf den Mangel an Krippenplätzen in Esslingen warnten die Freien Wähler davor, auf Teufel komm raus Betreuungsplätze zu bauen und an der Qualität der Betreuung zu sparen. Hans-Hermann Riedel äußerte darüber hinaus der Meinung, „die Mutter zu entbehren, kann schädlich für die Kinder sein“, zumindest wenn sie im Alter unter zwei Jahren von der Mutter getrennt würden.

Für die Bedarfsplanung der Stadt ist die gewünschte Dauer der Betreuung wichtig. Der Umfrage zufolge genügt 70 Prozent der Eltern aller unter Dreijährigen, eine Betreuung von 30 Stunden in der Woche. Bei den Eltern von zweijährigen Kindern beträgt die Quote noch 60 Prozent.

Offensichtlich wollen die Esslinger Mütter durchaus auch Zeit mit ihren Kindern verbringen. 77 Prozent der Mütter von Kindern, die unter einem Jahr alt sind, würden ihr Kind nicht in die Kinderkrippe geben. In den nächsten Jahren will die Esslinger Stadtverwaltung erneut auf die freien Kindergartenträger zugehen, um mit ihnen über einen Ausbau ihrer Kindergärten zu sprechen.