Im Münster Sankt Paul zeigt Angela M. Flaig ihre faszinierenden und fragilen Kunstwerke aus Flugsamen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Selten ist in der Bildenden Kunst der Wunsch „Bitte nicht berühren“ so nachvollziehbar wie bei den fragilen Werken der in Rottweil lebenden Künstlerin Angela M. Flaig. Viele ihrer Arbeiten sind sogar durch Glasummantelungen geschützt, damit sie nicht allein durch Luftwirbel beschädigt werden können. Denn für ihre Arbeiten verwendet Angela Flaig Flugsamen ganz unterschiedlicher Pflanzen. Das Spektrum reicht von Löwenzahn über Disteln aller Art, Weidenröschen, Goldrute, Waldrebe bis zu Kiefersamen. Diese federleichten, ein Gefühl von Schwerelosigkeit suggerierenden natürlichen Materialen fügt sie in schier unendlicher Geduldsarbeit mit Hilfe von Spray und kleinen Nägeln zu streng geometrischen Reliefs, zu Schalen, Halbkugeln, Kegeln und Säulen zusammen.

 

Zu sehen sind einige ihrer Werke bis zum 7. April im Esslinger Münster St. Paul. Der dortige Arbeitskreis Kirche und Kunst widmet seine alljährlich meist zur Fastenzeit organisierte Ausstellung im Südflügel des katholischen Gotteshauses in diesem Jahr der 1948 in Schramberg geborenen Lehrerin und Künstlerin, die seit Mitte der 1970er Jahre ihre Werke auf zahlreichen Ausstellungen gezeigt hat.

In einem besonders einprägenden Werk hat sie Pusteblumen streng geometrisch nebeneinander zu einem Rechteck angeordnet. Auf den ersten Blick wirken die einzelnen Blumen austauschbar. Doch beim näheren Betrachten wird die Einzigartigkeit jeder einzelnen Pflanze deutlich. Ein bisschen wird man da an die Botschaft von Antoine de Saint-Exupérys „Kleinem Prinzen“ erinnert. In jedem Fall verlässt man die Ausstellung mit einem neuen Blick auf die Natur und ihre Pflanzen. Marie Luise Völter, die in die Ausstellung einführte. formuliert es so: „Wer Angela M. Flaigs Werke gesehen hat, für den gibt es den Begriff Unkraut nicht mehr.“

„Der dritte Tag“ heißt die Esslinger Ausstellung und bezieht sich auf die Entstehung der Erde. Denn der dritte Tag ist der Genesis zufolge der Tag, an dem Wasser und Erde getrennt wurden und die Erde Pflanzen hervorbrachte. Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Kirche bis zum 7. April zu sehen.