Daniel Elias Böhm, Mitglied der Jungen WLB, hat seine erste professionelle CD veröffentlicht. Sie klingt populär und schräg zugleich.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Schlager? Daniel Elias Böhm, seit zwei Jahren Ensemblemitglied der Jungen WLB, kontert den ungläubigen Blick des Fragenden mit einem Lachen. „Ja ich liebe Schlager“, sagt der Mann, der in seiner Vergangenheit schon alle Spielarten des Rock ausprobiert hat: Böhm, Jahrgang 1986, hat in Heavy-Metal-Formationen ebenso gesungen wie in Punkbands.

 

Und nun tatsächlich deutsche Schlager. Gerade ist unter seinem Zweitnamen Elias seine erste CD mit zwölf Eigenkompositionen herausgekommen. „Momente“ heißt das Werk. „Mit Schlagern kann man so viele unterschiedliche Gefühle vermitteln“, erklärt Böhm. „Ich kann mich in diesem Genre viel besser und vielfältiger ausdrücken als mit anderen Musikstilen.“

Geknödelt wie Marius Müller-Westerhagen

Bevor man jetzt aber gleich flirrenden Wohlklang à la Helene Fischer vor dem geistigen Ohr hört, sei klargestellt: Beim ersten Hinhören hat das, was Elias seinem Publikum anbietet, zwar tatsächlich viel mit Schlager zu tun. Aber: man kann das Genre durchaus rundweg ablehnen – und dennoch seinen Spaß mit diesen zwölf „Momenten“ haben. Denn Daniel Elias Böhm präsentiert viele seiner Songs mit manchem schrägen Zwischenton und jenem gewissen Augenzwinkern, dass manche absurde Textzeile und manch allzu billigen Mitklatschreim geradezu subversiv unterwandert. „Untergrund-Schlager“ nennt Elias das – die Beschreibung trifft ziemlich genau das, was zu hören ist.

Dass die Stücke dabei sogar eine gewisse autobiografische Note haben, macht sie noch reizvoller. Es beginnt mit einem richtigen Kracher: „Volksfestzeit“ lädt zum bierseligen Cannstatter Wasen ein. Die „Esslingen-Hymne“ – ursprünglich entstanden für den WLB-Abend „This is my Song“ – kommt in einer leicht veränderten Version daher, in der man auch gelegentlich ein paar Phrasen entdecken kann, die Marius Müller-Westernhagen nicht prächtiger hätte rausknödeln können.

Kein Sänger, sondern ein singender Schauspieler

Überhaupt: von der ersten Textzeile an wird deutlich, dass hier kein geborener Schlagersänger, sondern ein singender Schauspieler seinen Spaß hat. Immer wieder zitiert Elias lustvoll andere Künstler, seien es die Ärzte, sei es den Country-Barden Gunter Gabriel, dessen Songs Daniel Elias Böhm in seiner Jugend häufig gehört hat, weil sein Vater ein großer Gabriel-Fan war. Zwei Songs mit Country-Einschlag – „Mein Baby“ und „Diese Frau“ – dürfen natürlich nicht fehlen.

Die restlichen Songs der CD weisen hoch in den Nordosten, in die alte Heimat von Daniel Elias Böhm – nach Zittau und nach Usedom. An der Theaterakademie Vorpommern hat Böhm nicht nur seine Schauspielausbildung gemacht, sondern er hat auch vier Jahre an der Vorpommerschen Landesbühne gespielt. „Seebrücke der Sehnsucht“, „Wie eine Möwe“ oder „Hinter den Dünen“ heißen einige Stücke – und man ahnt, in welche Richtung die Musik weist.

Die Sommerpause der WLB hat Elias genutzt, um auf einer Tournee quer durch Deutschland seine CD, die er mit seinem Freund Christian Neumann eingespielt hat, mal in kleinen Klubs, mal auf der Straße vorzustellen. „Ich bin gespannt, wohin die Reise geht“, sagt Böhm. Einen großen Fan hat Elias auf jeden Fall schon jetzt: Sein Vater hat ihn auf vielen Stationen der Deutschlandreise begleitet. Elias lacht: „Er steht wirklich total hinter meiner Sache.“