Joggen Menschen bald als Gruppe am Neckar entlang und durch den Esslinger Merkelpark? Wenn es nach Christopher Greenaway geht, dann ja. Der begeisterte Läufer will die Parkrun-Bewegung auch in der ehemaligen freien Reichstadt etablieren

Esslingen - Stuttgart rennt schon seit einigen Monaten, in Ludwigsburg fällt der Startschuss wahrscheinlich im März, und möglichst bald soll dann auch Esslingen nachziehen. Die Rede ist vom Parkrun, einer Laufbewegung, die aus England kommt und auch in Deutschland in immer mehr Städten Freunde findet.

 

Christopher Greenaway, der Initiator des Parkruns im Stuttgarter Kräherwald, erklärt das Konzept des Lauftreffs: „Ein Parkrun hat eine Länge von fünf Kilometern. Jeder kann mitlaufen – egal ob Anfänger oder Profi.“ Die Läufe finden immer samstagvormittags statt und kosten nichts. Im Mittelpunkt stehen der Spaß und die gemeinsame Bewegung. Der Wettbewerbsgedanke läuft der Parkrun-Idee zuwider. Gleichwohl wird per Scanner die Zeit eines jeden Läufers gemessen. Das gibt ehrgeizigen Sportlern die Möglichkeit, von Woche zu Woche ihre Fortschritte zu verfolgen.

Gejoggt wird mit Kind und Kegel

Das sportliche Event ist für die ganze Familie geeignet. Der Engländer Christopher Greenaway, der seit 20 Jahren in Deutschland lebt und den Parkrun beim jährlichen Familienurlaub auf der Insel kennen gelernt hat, macht dies beispielhaft vor. Nicht nur Läufer, sondern auch Bewegungshungrige mit Walkingstöcken sind willkommen. „Parkrun hat tolle Vorteile für die Gesundheit – körperlich und auch geistig. Die Strecke ist kurz, der Einstieg entsprechend einfach und jeder wird angefeuert“, sagt Christopher Greenaway und fügt hinzu: „Das Gesellige spielt eine große Rolle, der Kaffee danach gehört dazu, Helfer werden gefeiert und jeder ist gerne gesehen – Jung, Alt, Mann, Frau, Kind, Hund, Menschen mit und ohne Behinderung.“

In Esslingen gibt es bereits einen Lauftreff am Jägerhaus. Christopher Greenaway würde sich aber wünschen, dass eine Parkrun-Strecke gut erreichbar und auf ebenem Terrain am Neckar entlang und durch den Merkelpark führt. Eine entsprechende Anfrage an die Stadtverwaltung hat der passionierte Läufer bereits gestellt. Seit drei Jahren ist Christopher Greenaway Parkrun-Fan, pro Jahr läuft er bis zu 15 Marathons, einmal hat er die Alpen in acht Tagen zu Fuß überquert und ein anderes Mal ist er 24 Stunden am Stück 168 Kilometer gelaufen. Dies klingt extrem, doch verbeißt sich der 44-Jährige nicht in seinen Sport. Greenaway, der als Pyrotechniker und Rüstmeister am Stuttgarter Staatstheater arbeitet, läuft öfters auch verkleidet – als Banane, Biene, Urzeitmensch, Ritter oder – wie zuletzt beim Kirchheimer Silvesterlauf auf die Burg Teck – als Nonne.

Fast drei Millionen Läufer weltweit

Weltweit kommt Parkrun eigenen Angaben zufolge auf fast drei Millionen Läufer. In England ist das Projekt fest etabliert, und in Ländern wie den USA, Neuseeland, Südafrika, Namibia oder Polen boomen die Lauftreffs schon länger. Auch in Deutschland fassen die Lauftreffs nun Fuß. Zwölf Parkruns gibt es bis jetzt – in Mannheim, Berlin, Nürnberg, Frankfurt, Osnabrück, Leipzig, Hannover, Dresden, Gießen, Ramstein, Merzig und Stuttgart. Ein weiterer kommt am Wochenende in Hamburg dazu, am Wochenende darauf folgt München, Köln soll im März an den Start gehen.

Auch die walisische Partnerstadt hat einen Parkrun

Laut Christopher Greenaway laufen an bestimmten Standorten in London jeden Samstag mehrere hundert Läufer. Im Stuttgarter Kräherwald schwankt die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen immerhin 35 bis 65. Der Organisator hofft, dass der Lauftreff noch populärer wird. „Beim Laufen fühle ich mich lebendig, bin eins mit meinem Körper und der Umwelt, es ist reine Freude und ein Abenteuer“, sagt Christopher Greenaway, der vor mehr als fünf Jahren beim Stuttgart Lauf mit dem Wettkampflaufen anfing und damals „ziemlich Bammel“ davor hatte.

Der laufbegeisterte Engländer wünscht sich, dass es in Esslingen bald losgehen möge. Dass Esslingens walisische Partnerstadt Neath ebenfalls einen Parkrun hat, wertet er jedenfalls als ein gutes Omen.