Eine Esslinger Grafikdesignerin entwirft Brettchen mit biblischen Botschaften und einem Augenzwinkern. Die Psalme unterm Butterbrot sind beliebt: Die Brettchen finden reißenden Absatz.

Esslingen - Früh am Morgen mit Psalmen und biblischen Versen konfrontiert zu werden, mag nicht jedermanns Sache sein. Die christlichen Frühstücksbrettchen, die die Esslinger Grafikdesignerin Dorothee Krämer entwirft, gehen – man kann es kaum anders sagen – allerdings weg wie warme Semmeln. Viele tausend Stück hat sie bereits verkauft, seit sie Anfang 2009 die Idee dazu hatte. Der Erfolg liegt, da ist sie sich sicher, am Augenzwinkern.

 

„Ich wollte fromme Texte abbilden, ohne dass es zu klebrig ist“, sagt die 48-Jährige. Herausgekommen sind Motive, bei denen Teile des 23. Psalms („Du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein“) auf einem Klecks Mayonnaise in einer Portion Pommes landen. Oder die angesichts einer Handvoll scharfer Chilischoten anbieten: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten“.

Lob gibt es selbst von Ordensschwestern

Krämer ist mit Überzeugung bei der Sache. „Letztlich wäre es scheinheilig, wenn ich mit solchen Sprüchen um mich werfen und nicht dahinter stehen würde“, sagt sie. Die Herangehensweise an den Glauben, die sie von Zuhause kennt, habe sie sehr geprägt. Sie komme aus einem sehr frommen Haus, erzählt sie: „Da sind solche Sachen manchmal bierernst.“ Sie möge aber Ironie und Doppeldeutigkeiten. „Viele Dinge in der Bibel kann man auf zwei Arten sehen“, sagt sie. „Und ich habe gemerkt, dass es Laune macht, in der Bibel nach solchen Teekesselchen zu suchen.“

Kritik von Gläubigen, die es besonders genau nehmen, gibt es kaum. Nur eine E-Mail hat Dorothee Krämer bekommen, in der moniert wurde, wie mit Gottes Wort umgegangen werde. Die positiven Rückmeldungen sind häufiger. Sogar von zwei Diakonissen bekam sie einmal bei einer Veranstaltung Lob für das Pommes-Motiv, erzählt sie, und freut sich: „Selbst die Frömmsten erkennen diese Ironie, können damit umgehen und darüber lachen!“

Kirchengemeinden nutzen die Brettchen als Geschenke

Mittlerweile bekommt sie sogar Post mit Vorschlägen für Motive, doch das Ausdenken ist für sie der beste Teil der Arbeit. „Das Denken um die Ecke macht so Spaß, dass ich bei einer guten Idee manchmal vor Freude durchs Haus hüpfe“, sagt Krämer.

Angefangen hatte das Ganze, als die Mutter von vier Kindern, die sich in der Kinderkirche ihrer Gemeinde engagiert, zum Geburtstag von der Gemeinde einen Gutschein bekam. Krämer fand das einfallslos: Eine neue Geschenkidee für Mitarbeiter musste her. Mittlerweile nutzten viele Kirchengemeinden die Brettchen zu diesem Zweck, auch als Konfirmationsgeschenke seien sie beliebt. „Man kann so das Wort der Bibel weitergeben, ohne belehrend dazustehen“, sagt Krämer.

Stand auf der Frankfurter Buchmesse

Zunächst habe sie an die Idee aber nicht so richtig geglaubt. Als ein Verlag die ersten vier Motive jeweils 500 Mal produzieren lassen wollte, habe sie gedacht: „Wer soll die alle kaufen?“ Sie wurden gekauft: Innerhalb weniger Wochen musste Nachschub her.

Nicht jeder, das hat Dorothee Krämer festgestellt, kann mit jedem Motiv etwas anfangen. Und der tiefere Sinn erschließt sich manchmal auch nicht sofort – und das soll er auch gar nicht. „So etwas wie das Peperoni-Brett hat man in der Küche liegen und sieht 20 Mal die ironische Bedeutung“, sagt Krämer, „und beim 21. Mal, wenn es einem mal richtig dreckig geht, dann versteht man es richtig.“

In diesen Tagen steht ihr Mann mit den Brettchen an einem kleinen Stand auf der Frankfurter Buchmesse. Dass der große Erfolg lange bleibt, glaubt sie allerdings nicht. „Das ist jetzt ein Hype, das wird auch wieder weniger werden.“ Den Großteil ihres Lebensunterhalts verdient sie ohnehin mit dem Grafikdesign. „Ästhetische Hefte, hübsche Logos, was einem halt so ins Haus flattert.“ Arbeiten, bei denen sie nicht so viel denken muss, damit noch Kreativität übrig bleibt. Zum Beispiel für Brettchen.