Die SPD, die Grünen und Teile der Freien Wähler stimmen für die Umsetzung des Sobek-Entwurfs

Esslingen - Am Ende ist das Ergebnis überraschend eindeutig ausgefallen. Mit 26 Ja- bei elf Nein-Stimmen hat der Esslinger Gemeinderat am Montag Abend grünes Licht für die große Dachlösung über dem neuen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in der Stadt gegeben. Damit steht fest, dass die täglich rund 35 000 Fahrgäste, die am Esslinger Bahnhof entweder von einer der 18 Buslinien zu einer anderen wechseln oder in die Züge und S-Bahnen in Richtung Stuttgart oder Plochingen steigen, dies tun können, ohne einen Regenschirm aufspannen zu müssen.

 

Denn der preisgekrönte Entwurf des Stuttgarter Architekten Werner Sobek sieht vor, dass nicht nur sämtliche neun Bussteige, sondern auch die Verbindungswege dorthin mit einem städtebaulich markanten, filigran geschwungenen Dach geschützt werden. Es überdeckt sowohl die zentrale Busharfe als auch die geplanten Haltestellen entlang des Bahnhofs und die Stationen in der Nähe des Einkaufszentrums „Das Es“. Der Bau des Daches wird 3,8 Millionen Euro kosten.

CDU wollte kleiner Lösung.

Genau an diesem Preis hatte sich zuletzt die seit dem Jahr 2005 mal moderater, zuletzt aber ziemlich heftig geführte Diskussion in der Stadt über Sinn oder Unsinn eines solchen Bauwerks entzündet. Zwar hatte die CDU zunächst grundsätzlich das ZOB-Dach begrüßt, hatte sich zuletzt aber wegen der klammen Finanzsituation der Stadt für eine deutlich kleinere Lösung mit Dächern nur über den einzelnen Bussteigen eingesetzt. „Die Kosten sind wichtiger als der Komfort“, betonte denn auch noch einmal der CDU-Fraktionsvorsitzende Gerhard Heubach. Wegen der angespannten Haushaltssituation der Stadt müsse ein „funktionaler und bezahlbarer Wetterschutz“ ausreichen. Schließlich bedeute die Entscheidung für das ZOB-Dach, dass wichtige Erhaltungsmaßnahmen in der Stadt verschoben werden müssten.

Weil Heubach allerdings wusste, dass die CDU mit ihrer Position allein stehen würde, verzichtete er darauf, über die kleine CDU-Lösung überhaupt abstimmen zu lassen. Damit hatte das Gremium nur noch die Wahl zwischen dem Verwaltungsvorschlag und einer von den Freien Wählern eingebrachten Variante. Annette Silberhorn-Hemminger, die Fraktionschefin der Freien Wähler, plädierte dafür, auf die beiden hohen, an das Bahnhofsgebäude direkt anschließenden Dächer zu verzichten und stattdessen dort niedrigere und vom Gebäude abgerückte Schutzhäuser zu bauen.

Nicht nur Nachteile beim Regenschutz

Damit ließen sich zwar lediglich rund 100 000 Euro sparen. Es sei aber aus architektonischer Sicht und mit Rücksicht auf den denkmalgeschützten Bahnhof die bessere Lösung. Dem widersprach Uwe Heinemann, der Leiter des Esslinger Tiefbauamts. Der Vorteil der hohen Dächer sei es gerade, dass sie die Simshöhe des Bahnhofs berücksichtigten und den Blick auf die Fensterfront des Gebäudes freigäben. Niedrigere und kleinere Dächer hätten nicht nur Nachteile, was den Regenschutz betrifft. Man müsste auch erst mit den Denkmalschutzbehörden abstimmen, ob sie überhaupt genehmigungsfähig wären.

Auf diesen Schritt kann die Stadt nun verzichten. Denn nachdem 31 Stadträte sich gegen die Freie-Wähler-Variante ausgesprochen hatten, schwenkten einige Stadträte der Fraktion um und votierten bei der Abstimmung über das Sobek-Dach zusammen mit der SPD, den Grünen und der FDP. Der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger war am Ende der Diskussion sichtbar erleichtert: Mit der Entscheidung des Gemeinderats sei gesichert, dass Esslingen eine gestalterisch ansprechende Lösung für das Tor zur Stadt bekomme.