An der Grundschule im Esslinger Stadtteil Zell hat die Sammelleidenschaft für Panini-Bildchen überhand genommen. In einem Fall wurden von einer Erstklässlerin 50 Euro für drei Exemplare gezahlt. Daraufhin hat der Schulleiter dem Treiben einen Riegel vorgeschoben.

Esslingen - Das Sammelfieber ist zwar keine anerkannte Krankheit, aber ansteckend ist es allemal. Und dann kann es gewaltig grassieren – vor allem vor einer Fußball-Europameisterschaft, wenn es beispielsweise gilt, Panini-Alben mit den Konterfeis der Kicker zu bestücken. In der Grundschule im Esslinger Stadtteil Zell hat der Kampf um die Bildchen solche Ausmaße angenommen, dass der Schulleiter Joachim Steimle noch vor den Pfingstferien ein Sammelverbot auf dem Schulgelände verhängt hat. Eine Erstklässlerin hatte das Fass zum Überlaufen gebracht: Sie hatte einer Mitschülerin drei Bildchen für den stolzen Preis von 50 Euro abgekauft.

 

Zunächst habe das Kollegium die durch die Sammelleidenschaft in Schwung gebrachte Tauschbörse durchaus positiv beurteilt, erklärt Joachim Steimle: „Wir haben gedacht, das fördert das soziale Miteinander der Kinder.“ Doch das Feilschen um Bildchen für das Panini- und für ein japanisches Stickeralbum habe dann einen ausschließlichen Charakter angenommen. In den Pausen sei nicht mehr gespielt, sondern „nur noch getauscht und gefuchst“ worden, berichtet Steimle. Beim sogenannten Fuchsen würden die Bilder in die Luft geworfen und je nachdem, welche Seite nach der Landung oben liege, wechselten sie den Besitzer. Das ist zwar spannend, kommt aber dem Glücksspiel recht nah.

Ein Elternbrief informiert über das Verbot

Und offensichtlich ist beim Streben danach, die Alben zu vervollständigen, auch Bares geflossen. Das Mädchen aus der ersten Klasse, dem laut dem Schulleiter „der Bezug zum Geld fehlt“, hatte ohne das Wissen seiner Mutter 50 Euro mit in den Unterricht gebracht und davon die drei Bildchen von einer Mitschülerin gekauft.

Daraufhin setzte Joachim Steimle einen Elternbrief auf, in dem er die Grundschule Zell zur sammlerfreien Zone erklärte. Es sei strikt untersagt, die Bildchen und Alben in die Schule mitzubringen. Wer dennoch damit erwischt werde, dem werde der lieb gewonnene Schatz abgenommen, und die Eltern könnten diesen dann im Sekretariat wieder abholen. Diese Maßnahme wird Wirkung zeitigen, ist Steimle überzeugt. Den Kindern sei klar: Bei einem Verstoß „sind die Bilder und Alben weg“.

Rennen und klettern statt tauschen und feilschen

„Schade, dass wir das so eingrenzen müssen“, sagt der Schulleiter. Aber in den Klassen drei und vier habe sich zuletzt alles nur noch um das Tauschen gedreht. Ihm und seinen Kollegen sei es aber „lieber, die Schüler bewegen sich und klettern“, anstatt zu tauschen und zu feilschen. Zumal seine Einrichtung eine Schule mit einem sport- und bewegungserzieherischen Schwerpunkt sei. Was die Schule aber letztlich zu dem Verbot veranlasst habe, sei die Tatsache gewesen, „dass Geld ins Spiel kam“.

Im Staatlichen Schulamt in Nürtingen „ist diesbezüglich noch nichts aufgeschlagen“, erklärt die Schulamtsdirektorin Waltraud Schreiber auf Anfrage. Der Behörde seien keine Probleme mit der Sammelwut bekannt. Die jeweiligen Schulleiter könnten als Hausherren selbst über ein Verbot entscheiden. „Das liegt in ihrem Ermessen“, erklärt Waltraud Schreiber.