Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Mit einem Viertel aller Kindergartengruppen in Esslingen ist die evangelische Kirche der mit Abstand größte freie Träger von Kindertagesstätten in der Stadt. Wenn die Kirche nun argumentiert, sie stoße mit diesem Angebot an ihre finanziellen Grenzen, kann der Gemeinderat nach einer intensiven Prüfung des Zahlenwerks durchaus zu dem Ergebnis kommen, dass die Forderung nach mehr Geld berechtigt ist. Dabei ist zu begrüßen, dass der Stadtdekan Bernd Weißenborn Transparenz bei der Prüfung zusagt.

 

Allerdings müssen sich die Vertreter der Stadt auch über die möglichen Konsequenzen im Klaren sein. Denn mit den nun ausgehandelten Extrazahlungen in Höhe von jeweils 200 000 Euro in den kommenden drei Jahren, die die Kirche zur Bedingung für die Rücknahme der Kindergarten-Vertragskündigung gemacht hat, weckt die Stadt Begehrlichkeiten bei anderen freien Trägern der Kindergartenarbeit. Ein solcher Sonderzuschuss wird sich nur, wenn es wirklich sehr gute, allein die evangelische Kirche betreffende Argumente gibt, den anderen Kitabetreibern vermitteln lassen. Ansonsten werden diese ihrerseits Forderungen stellen. Die Gefahr ist groß, dass die Stadt am Ende deutlich mehr wird zahlen müssen – und zwar an alle.

In Zeiten, in denen die Fraktionen das strukturelle Defizit im Esslinger Haushalt beklagen, wäre dies ein bedenkliches Signal. Auch wenn die Argumente auf den ersten Blick plausibel erscheinen: Es lohnt sich also, den Vertrag noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen.