Bei der Eröffnung des neuen Kinder- und Familienzentrums vergisst das Fußballidol die Schmach von Warschau.

Esslingen - Es sind viele bekannte Gesichter, in die Jürgen Klinsmann an diesem Nachmittag im neuen Agapedia Kinder- und Familienzentrum blickt. Dass er sich an das von Tobias Neumann erinnert, ist eher unwahrscheinlich. Aber der einstige Fußball- und aktuelle Trainerstar lässt es sich zumindest nicht anmerken, als dieser ihn am Eingang wie einen Kumpel aus alten Zeiten begrüßt. Ein bisschen darf sich Tobias Neumann das auch erlauben: Denn er war mit dem ehemaligen Weltklassekicker vor rund 14 Jahren gemeinsam mit Agapedia in der Kinderfernsehsendung Tigerentenclub. Heute ist Neumann 24 Jahre alt und hat einen Teil seiner Ausbildung zum Heim- und Jugenderzieher in der Esslinger Einrichtung geleistet.

 

Neueröffnung in der Ulmer Straße

Zur Eröffnung des neuen großzügigen Hauses in der Ulmer Straße 29/2, in das Agapedia nach vielen Jahren von der Urbanstraße umgezogen ist, ist Jürgen Klinsmann gerne gekommen. Hier sieht und hört er Erfreuliches über die Entwicklung jener Stiftung, die er vor rund 17 Jahren gegründet hat. Hier fühlt er sich sichtlich wohl. Viel wohler als in Warschau, „da war es am Donnerstag nicht so toll“. Klinsmann hat in der polnischen Hauptstadt den aus deutscher Sicht bedauerlichen Halbfinalabend live im Stadion miterlebt.

Von Warschau ist er direkt ins Schwabenland gekommen, wo ihn zunächst ein kurzer Besuch bei seiner Mutter – verfeinert mit Braten und Spätzle – aufgebaut habe. Nach der launigen Rede vor vielen Gästen in einem proppenvollen Raum, in dem gefühlte 45 Grad herrschen, gesteht Klinsmann seinem langjährigen Weggefährten Guido Buchwald – ebenfalls ein Unterstützer des Kinderhilfswerks Agapedia – so habe er „noch bei keinem Spiel geschwitzt“. Die dunklen Flecken auf Klinsmanns hellgrauem Poloshirt lassen vermuten, dass hinter der gewagten Behauptung möglicherweise ein Fünkchen Wahrheit steckt.

Weltenbummler in Sachen Fußball

Doch der Weltenbummler in Sachen Fußball hat kein Problem, auch heute noch für Agapedia zu schwitzen. Er spüre gar ein „Kribbeln“, wenn er sehe, was inzwischen aus dem einstigen Pilotprojekt Esslingen geworden sei. Darauf könnten alle Beteiligten wahrlich stolz sein.

Stefan Barth, der Agapedia-Geschäftsführer, erinnert sich, wie alles angefangen hat. Vor rund 18 Jahren sei er mit Mitstreitern in Albanien gewesen, um dort eine Klinik aufzubauen. Die deutsche Fußballnationalmannschaft habe dort gespielt, und der Stürmer Jürgen Klinsmann habe zu ihm Kontakt aufgenommen, weil er sich für das Projekt interessiert habe. Nur ein Jahr später sei die Stiftung gegründet worden.

Stefan Barth verfügt zudem über ein gutes Sportgedächtnis. Er habe sich das Länderspiel damals angeschaut und er erinnert sich noch genau an das 1:0: „Das hat Jürgen Klinsmann in der 18. Minute geköpft.“