Bei der Jahresausstellung des Modellbahn-Clubs Esslingen ist die Welt der Eisenbahnen auf Zimmergröße geschrumpft. Das Hobby selbst fährt auf Wachstumskurs.

Esslingen - Der ICE fährt im Bahnhof Esslingen ein. So weit, so realistisch. Aber die Straßenbahn, die da noch über die Pliensaubrücke fährt, ist die nicht schon lange Vergangenheit? Die Modelleisenbahn schafft es, die Welt zusammenzubringen – nicht nur in der Zeit, sondern auch im Raum. Auf 16 Meter haben die Mitglieder des Modellbahn-Clubs Esslingen die Strecke von Oberesslingen bis Mettingen naturgetreu aufgebaut – im Maßstab 1:87, dem gängigen HO-Format. Die Anlage war das lokale Flaggschiff der großen Jahresausstellung, die am Wochenende beinahe 2000 Besucher in die Fachhochschule Esslingen in der Flandernstraße gelockt hat.

 

Entrückt aus Zeit und Raum, sind Groß und Klein in eine Welt eingetaucht, in der das Schwarzwälder Höllental mit dem Bahnhof Hirschsprung ein paar Schritte neben der Ammertalbahn zwischen Tübingen und Herrenberg liegt, in der die Brio-Holzeisenbahn neben den Smartphone-gesteuerten Zügen des aus Remshalden angereisten Jugend-Modellbahn-Clubs ihre Runden dreht.

„Unser Hobby ist wieder im Kommen“, stellt der Vorsitzende der Esslinger Modelleisenbahner, Tim-Michael Pagel, nicht nur im Hinblick auf die Besucherresonanz fest. Der Reiz der digitalen Technik hat den in die Jahre gekommenen Modellbahner unverhofft Nachwuchs an die Anlagen gespült. „Wir haben so viele Jugendliche, dass uns schon die Erwachsenen fehlen, die den Nachwuchs anleiten könnten“, ergänzt Matthias Gürtler vom Remshaldener Modellbahn-Club. So weit ist es in Esslingen noch nicht, doch sind auch hier die alten Hasen gefordert mit dem Spagat, die Jugendlichen einerseits in das Handwerk des Anlagenbaus einzuweisen und ihnen andererseits das Verständnis für die komplexen digitalen Abläufe nahezubringen.