Der Treff Nord in Esslingen wird seit 20 Jahren von der CVJM-Stiftung gefördert. Zeit, um zurück zu blicken und zu feiern.

Esslingen - Eine Bewerbung ohne Rechtschreibfehler, Pünktlichkeit, Disziplin und Ordnung – was für manche Heranwachsende selbstverständlich ist, ist für andere oft ein Ding der Unmöglichkeit. Wer Hilfe auf dem Weg ins Erwachsenenleben braucht, erhält sie von der offenen Jugendarbeit. Die Mitarbeiter kümmern sich dort, wo sie gebraucht werden. Als die evangelische Gesamtkirchengemeinde Esslingen vor 20 Jahren ihren Ausstieg aus der Finanzierung der Vollzeitstelle im Jugendhaus Nord in Esslingen angekündigt hat, ist die neu gegründete CVJM-Stiftung eingesprungen. „Es ist wichtig, dass die Jugendlichen eine Anlaufstelle ohne Leistungsdruck haben“, findet die Beiratsvorsitzende und Fraktionschefin der Freien Wähler im Esslinger Gemeinderat, Annette Silberhorn-Hemminger. Nun feiert die Stiftung ihr 20-jähriges Bestehen.

 

Brötchentüte wirbt für Jubiläum

Wer in der kommenden Woche in Esslingen zum Bäcker geht, der sollte einmal aufmerksam die Brötchentüte betrachten. 30 000 Tüten mit dem Hinweis auf das 20-jährige Bestehen der CVJM-Stiftung in diesem Jahr werden dann im Umlauf sein. Es bleibt freilich nicht beim Verteilen von Brötchentüten. Die Stiftung feiert ihr Bestehen im November gemeinsam mit Jugendlichen aus dem Esslinger Norden und der Pliensauvorstadt im Rahmen eines Benefizabends.

Das Ziel der Stiftung ist die Förderung der offenen Jugendarbeit in Esslingen. Konkret wird eine Vollzeitstelle im Jugendhaus Nord zu einem Drittel von der Stiftung finanziert. „Die Kasse der Kirche wurde immer leerer. Sie hat sich aus der Finanzierung zurückgezogen. Wir wollten aber die offene Jugendarbeit aufrechterhalten“, erinnert sich Alexander Nisi an die Anfänge vor 20 Jahren. Nisi ist der stellvertretende Beiratsvorsitzende. Mehr als die Teilfinanzierung einer Stelle sei derzeit auch wegen der Zinsflaute kaum möglich. Allerdings sei diese Finanzierung durch das Stiftungsprinzip wenigstens gesichert.

Die Million im Visier

Das Stiftungskapital beträgt inzwischen rund 750 000 Euro. Namhafte örtliche Unternehmen wie die Kreissparkasse, die Volksbank, die Bäckerei Zoller oder Festo haben zum Stiftungskapital beigetragen. Im vergangenen Jahr wurden 22 000 Euro für das Jugendhaus Nord bereitgestellt. Die restlichen zwei Drittel der Personalkosten übernehmen die Stadt und der Landkreis. Im Falle einer weiteren Erhöhung des Stiftungskapitals könnte die Organisation auch weitere Projekte der offenen Jugendarbeit in Esslingen fördern, stellt Nisi klar. „Unser Ziel ist die Million“, sagt er. „Es gibt nichts Nachhaltigeres, als in die Jugendarbeit zu investieren.“

Die Angebote von Sport- und Musikvereinen, Pfadfindern oder Kirchengemeinden erreichen nur einen Teil der Jugendlichen. Bei der offenen Jugendarbeit gibt es keine festen Zeiten, wie etwa beim Training in einem Verein. Die offene Jugendarbeit soll auch jenen Heranwachsenden helfen, die Schwierigkeiten mit festen Strukturen haben. Neben der Hilfe beim Finden eines Ausbildungsplatzes geht es auch um das Überwinden von Sprachproblemen, soziale Begleitung und Persönlichkeitsstärkung. „Es sind kleine Bausteine, damit die Jugendlichen eine Perspektive im Leben bekommen“, erklärt der Stiftungsgeschäftsführer, Kai Grünhaupt.

Dass das Engagement der Jugendarbeit Früchte trägt, sieht der Geschäftsführer beim Gang durch Esslingen. Immer wieder treffe er Erwachsene und im Berufsleben stehende Leute, die sich gerne an ihre Jugendzeit in einem der sechs Esslinger Jugendhäuser erinnern. https://www.stuttgarter-zeitung.de/region/esslingen