Die Firma Hengstenberg kehrt mit ihrer Verwaltung an den traditionellen Stammsitz im Westen der Stadt in der Mettinger Straße zurück.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Auch wenn viele tausend Menschen in Mettingen bei Daimler arbeiten, bringt kaum jemand den Namen des Autobauers mit Esslingen in Verbindung. Im Fall der Firma Hengstenberg ist das ganz anders. Zwar hat die als Gurken- und Essigproduzent weltberühmte Firma ihre Produktionsstätten schon längst aus Esslingen nach Fritzlar und Bad Friedrichshall verlagert. Lediglich die Verwaltung mit momentan knapp 80  Mitarbeitern residiert weiterhin in Esslingen. „Aber Hengstenberg und Esslingen gehören einfach zusammen“, sagt Jürgen Zieger.

 

Gestern haben der Esslinger Oberbürgermeister, die beiden Geschäftsführer Steffen und Philipp Hengstenberg sowie der Seniorchef Eckart Hengstenberg kurzfristig zu einer Pressekonferenz eingeladen, um von einer Entwicklung mit hoher symbolischer Bedeutung zu berichten. Denn die Saure-Gurken-Zeit in Esslingen geht weiter: Anfang 2016 wird die Firma Hengstenberg auf ihr altes Firmengelände an der Mettinger Straße 109 am westlichen Eingang der Stadt zurückkehren. Seit 2009, als die Firma das Hengstenberg-Areal an die Esslinger Wohnungsbau Gesellschaft verkauft hatte, hatte das Unternehmen seine Verwaltung in der Röntgenstraße. Mit der Rücksiedlung ins angestammte Quartier sind immer wieder geäußerte Spekulationen, die Traditionsfirma könnte Esslingen komplett den Rücken kehren, zumindest auf Jahre hinaus vom Tisch.

Zehn Millionen Euro werden verbaut

Mit der Verlagerung der Verwaltung ins Industriegebiet Neue Neckarwiesen hatte Hengstenberg vor fünf Jahren den Weg für eine gewaltige städtebauliche Entwicklung frei gemacht. Wenn das Hengstenberg-Areal in voraussichtlich vier Jahren komplett bebaut ist, gibt es dort nicht nur die Volkshochschule, sondern auch zwei Studentenwohnheime mit 320 Appartements, eine Kindertagesstätte, den Medizinischen Dienst der Krankenkassen, eine Zahnarztpraxis, den Erweiterungsbau des Esslinger Life Science Centers und den Hauptsitz des Industrieverbands Südwestmetall.

Dessen repräsentatives Gebäude soll den Stadteingang aus Richtung Mettingen markieren. In dem Teil des Areals, in dem Hengstenberg nun seine neue, alte Heimat finden wird, entstehen neben den 2200 Quadratmetern Verwaltungsfläche ein Fitnesscenter, eine Markthalle und ein Gastronomieangebot mit Blick auf den Rossneckar. Insgesamt, so erzählt der Bauherr Hagen Schröter, der Geschäftsführer des Esslinger Wohnungsbau Gesellschaft (EWB), koste die Neugestaltung dieses Bereichs rund zehn Millionen Euro. Dabei sollen sich alte und neue Elemente ergänzen. Die Fassaden der Villa Hengstenberg – gebaut 1895 – und des markanten Turms bleiben erhalten. Im Innern entstehen aber vollkommen neue Büroräume, die modernsten energetischen Standards entsprechen. Zwei Neubauten werden die alten Gebäude miteinander verbinden.

Hengstenberg mietet, besitzt aber eine Kaufoption

Zunächst wird die Familie Hengstenberg die neuen Räume von der EWB mieten. Der Vertrag, der bereits vor einigen Tagen unterzeichnet worden ist, enthält aber auch eine Kaufoption. Steffen Hengstenberg ist erfreut über die Entwicklung: „Mit diesem Schritt kehren wir zu unseren Wurzeln zurück und wollen von hier aus unsere Zukunft mit der ganzen Belegschaft weiter gestalten“, sagt der Geschäftsführer.