Der frühere „ Nachtcafé“-Moderator kommt an die Württembergische Landesbühne und spielt als Gast eine kleine Rolle in der schwäbischen Komödie „Der Sheriff von Linsenbach“. Die Premiere ist am 29. Oktober.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Die „Zeit“ hat ihn zum „ungekrönten König des Niveau-Talks“ ernannt. Jetzt kehrt Wieland Backes, der 27 Jahre lang das „Nachtcafé“ moderiert hat, im „Sheriff von Linsenbach“ in ungewohnter Rolle auf die Bühne zurück. In der schwäbischen Komödie des 2011 gestorbenen Filmemachers, Autors und Kritikers Oliver Storz spielt der ehemalige TV-Moderator den Rathauspförtner und leidenschaftlichen Kaninchenzüchter Kunz. Am Donnerstag, 29. Oktober, wird das Stück an der Württembergischen Landesbühne Esslingen uraufgeführt.

 

Über große Theatererfahrungen, das räumt der 69-jährige Backes schmunzelnd ein, verfüge er nicht. In einem Kindergartenstück über Kolumbus habe er einmal einen kleinen Indianer gespielt, später dann in der Kirchengemeinde den König Salomon. Kurz vor dem Abitur schließlich ist er in „Pygmalion“ auch als Regisseur aktiv gewesen. Doch dann kam die Fernsehkarriere.

Komödie über schwäbischen Fundamentalismus

„Ich stamme aber aus einer theateraffinen Familie“, erzählt Backes. Einer seiner fünf älteren Brüder sei ein professioneller Schauspieler gewesen, zwei weitere hätten zumindest zeitweise an Bühnen gearbeitet. Seine erste Rolle an der WLB will er nicht überbewertet wissen: „Der Text, den ich sprechen muss, ist beherrschbar.“ In vier Szenen der Komödie über schwäbischen Fundamentalismus wird Backes zu sehen sein. Er hoffe aber, dass sein Name dazu beitragen werde, die Uraufführung des Stücks noch ein bisschen mehr ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.

„Ich bin hier sehr herzlich von der Regisseurin Christine Gnann und dem ganzen Team aufgenommen worden“, erzählt der Fernsehjournalist. Besonders Martin Theuer als ordnungssüchtiger Sheriff Martin Zettler sei „die Idealbesetzung für ein Stück, dass als leichte Komödie daherkommt, das aber gar nicht ist.“ Selten sei die schwäbische Mentalität in einem Werk so gut und präzise getroffen worden, schwärmt Wieland Backes.

Ein Versprechen aus dem Jahr 1987 wird eingelöst

Mit liebevoller Bissigkeit hat Oliver Storz das Bild einer schwäbischen Kleinstadt gezeichnet, in der sich jeder selbst der nächste ist. Mit der Uraufführung des „Sheriffs von Linsenbach“ löst der WLB-Intendant Friedrich Schirmer ein Versprechen ein, das er Oliver Storz bereits im Jahr 1987 gegeben hatte. Als Schirmer damals dessen „Die barmherzigen Menschen von Martinsried“ in Esslingen aufführte, hatte er Storz auch die zweite Premiere zugesagt, war dann aber durch seinen Wechsel nach Freiburg nicht mehr dazu gekommen, sein Versprechen einzulösen.

Auch Wieland Backes hat enge Beziehungen zur Familie Storz. Nicht nur, dass der renommierte Regisseur zu Gast in einer seiner Nachtcafé-Sendungen gewesen ist. Vor allem mit der Storz-Tochter Silvia verbindet ihn ein langer beruflicher Weg. Unter anderem hat sie als Redaktionsleiterin des „Nachtcafés“ gearbeitet.

Die Bühnenluft tut Wieland Backes übrigens sichtlich gut: „Wenn ich von den Proben in Esslingen nach Hause komme, ist meine Frau mit meiner Mimik sehr zufrieden“, sagt Backes. Und dabei huscht wieder dieses verschmitzte Lächeln, das seine Anhänger so an ihm schätzen, über das Gesicht des Moderators.