Einig ist der Gemeinderat, dass die Hindenburgstraße ihren Namen behält. Einig ist er auch über ein Zusatzschild mit Informationen über Paul von Hindenburg. Wie die aber aussehen sollen, darüber streiten die Fraktionen.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Vom Namensstreit hat es der Esslinger Kulturausschuss zum Schilderstreit gebracht: Nachdem der Gemeinderat im vergangenen Jahr mehrheitlich dafür gestimmt hat, dass die Hindenburgstraße nicht umbenannt wird, sollte ein erklärendes Schild darstellen, welche Rolle Paul von Hindenburg, der letzte Präsident der Weimarer Republik, als sogenannter Steigbügelhalter Hitlers gespielt hat.

 

War man im Grundsatz einig, dass es ein Schild geben sollte, kam keine Einigung darüber zustande, was auf dem Schild stehen sollte, worauf der Kulturausschuss den Punkt vertagte.

Die Auseinandersetzung mit der Geschichte am Laufen halten

Dieses Schild war 2108 der Grund dafür gewesen, dass die Fraktionen überhaupt erwogen hatten, den Straßennamen beizubehalten. Man wolle damit die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte immer wieder am Laufen halten, war der Konsens gewesen. „Statt den Namen zu eliminieren, wollen wir erklären, warum wir den Namen Hindenburgstraße nicht ändern“, so gab Joachim Halbekann, Leiter des Stadtarchivs, den Konsens wieder.

Gestritten wurde aber doch: Grund der Debatte war der Text, den Joachim Halbekann verfasst hatte, und der sich an einen Text anlehnt, den die Stadt Ravensburg in ihrer Hindenburgstraße aufstellen ließ. Neben einer kritischen Biografie Hindenburgs wurde der preußische Adlige als verhängnisvolle Figur der deutschen Geschichte beschrieben.

Das war den Grünen aber noch zu verharmlosend. Marco Bertazzoni etwa störte sich an der extra in Anführungszeichen gesetzten Formulierung „Held von Tannenberg“, und er wollte die Rolle Hindenburgs als „maßgeblicher Kriegstreiber“ herausgestellt wissen.

Andreas Koch, Sprecher der SPD-Fraktion, wollte einen Passus auf dem Schild haben, der erklärte, warum der Namen Hindenburgstraße beibehalten wurde, und welche Intention der Gemeinderat dabei hatte. Der restliche Text von Joachim Halbekann müsste jedoch stark gekürzt werden, denn dieser Text war der SPD „zu lang, zu kompliziert und zu überladen“. Die FDP-Fraktion hatte sich überlegt, nur einen QR-Code zu veröffentlichen, der auf Hindenburgs Biografie verweist. Die Freien Wähler fanden den Text in Ordnung, die CDU auch. „Wir glauben, dass denkende Menschen in der Lage sind, den Text richtig zu verstehen“, gab Tim Hauser seiner Hoffnung Ausdruck. Doch fruchteten auch verschiedene Kompromiss-Angebote der Fraktionen nichts. Also schlug Andreas Koch vor, man möge den Punkt vertagen und die Formulierung überdenken. Und das war der einzige Vorschlag bei diesem Tagesordnungspunkt, der mehrheitsfähig war.

Der Gemeinderat Martin Auerbach kündigte an, die Linken wollten in wenigen Jahren wieder einen Antrag auf Umbenennung stellen. Doch bis dahin ist wenigstens dieses Thema vom Tisch, was die Anwohner der Straße sicherlich begrüßen.

Eine der längsten bebauten Straßen in Esslingen

Die Hindenburgstraße ist mit ihren etwa zwei Kilometern eine der längsten bebauten Straßen in Esslingen, dementsprechend viele Menschen hätten ihre Adressen und ihre Adressdateien auf einen neuen Stand bringen müssen. Noch mehr Aufwand hätten die anliegenden Geschäftsleute gehabt: „Wir hätten alle Rechnungsvordrucke ändern müssen, den Internet-Auftritt, die Tragetaschen, das Firmenlogo, die Adressdateien, wir hätten umfirmieren müssen und vieles mehr“, zählt etwa der Metzger Rainer Mayer auf, der an der Ecke zur Schorndorfer Straße seinen Betrieb leitet.